Architektonische Details als Schlüssel für das kreislaufgerechte Konstruieren

Analyse von Darstellungs- und Informationsgehalten zeichnerischer Details

Kreislauffähige Konstruktionen bieten erhebliche Vorteile im Hinblick auf den Klima- und Ressourcenschutz. Sie zeichnen sich durch eine hohe Ökoeffektivität und Langlebigkeit aus. Zudem leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks, der Minimierung des Ressourcenverbrauchs und der Reduktion von Abfällen. Der Schwerpunkt des kreislauffähigen Bauens liegt auf der Auswahl sortenreiner Materialien, die nach ihrem Gebrauch entweder erneut verwendet oder in geschlossene technische oder biologische Stoffkreisläufe überführt werden können. Um eine sortenreine Trennung der eingesetzten Materialien zu ermöglichen, sind geeignete Fügetechnologien erforderlich, um die Demontage, Wiederverwendung und die materialgerechte Wiederverwertung von Bauteilen im Sinne der Kreislaufwirtschaft sicherzustellen.  Bis hin zur Detailzeichnung müssen die Konzepte des kreislauffähigen Bauens sowohl systematisch als auch informativ in den Planungsprozess integriert werden.
Das zeichnerische Detail ist ein zentraler Bestandteil des Entwurfsprozesses in der Architektur und dient vor allem dem Wissens- und Informationstransfer zwischen allen am Planungsprozess beteiligten Akteur:innen. Eine Möglichkeit, kreislauffähige Bauweisen zu fördern, ist es, die etablierten zeichnerischen Entwurfsgrundlagen zu hinterfragen und den Informationsgehalt der Detailzeichnungen auf ihre Eignung für das kreislauffähige Konstruieren zu prüfen.

Für die Ausarbeitung wurden siebzig ausgewählte zeichnerische Details von architektonischen Bauteilen mittels einer Analyse hinsichtlich ihres Darstellungs- und Informationsgehalts im Kontext der Kreislauffähigkeit evaluiert. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Identifikation und Auswertung von Angaben zu verwendeten Materialien, Fügetechnologien sowie der potenziellen Wiederverwendbarkeit der Bauteile. Ziel war es, zu ermitteln, inwieweit die Detailzeichnungen relevante Informationen für eine kreislaufgerechte Nachnutzung der Bauteile vermitteln und wie diese den Anforderungen der Kreislaufwirtschaft entsprechen. Dazu wurden veröffentlichte Details aus Fachliteratur und Konstruktionskatalogen aus verschiedenen Zeiträumen zwischen 1965 und 2023 herangezogen.  

Der systematische Vergleich historischer und aktueller Zeichnungen liefert dabei Erkenntnisse über die Entwicklung und Potenziale zeichnerischer Details im Kontext der Kreislaufwirtschaft. Allerdings zeigt die Evaluierung auch, dass der Informationsgehalt aktueller Zeichnungen derzeit noch nicht ausreichend ist. Für die Festlegung des Informationsgehalts ist vorrangig ein methodisches Konzept erforderlich, das die relevanten Kriterien systematisch erfasst und definiert. Um eine umfassende Beurteilung zukünftiger Bauteile zu ermöglichen, ist es erforderlich, die Detailzeichnung um einen zusätzlichen Darstellungslayer für die Fügetechniken zu erweitern. Zudem ist eine Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven erforderlich, insbesondere im Hinblick auf die potenzielle Beschädigung der Materialschichten durch den Aufschluss der Fügetechnik. Durch eine geänderte Sichtweise auf das Detail kann die Verfügbarkeit von Ressourcen sowie die Wiederverwendbarkeit der Bauteile in der Entwurfsphase fundierter eingeschätzt werden.


Scheider, D.; Hebel, D. (2025) Architektonische Details als Schlüssel für das kreislaufgerechte Konstruieren: Analyse von Darstellungs- und Informationsgehalten zeichnerischer Details, Tagungsband REAL CORP 2025, S. 153 – 164.
https://archive.corp.at/cdrom2025/papers2025/CORP2025_54.pdf

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