Der rebuiLT-Pavillon

Ein Reallabor für zirkuläres und partizipatives Bauen

1 Ein interdisziplinäres Projekt

Der Pavillon ist ein Low-Tech Projekt, das aus Studierenden Vordenker im Bereich des zirkulären Bauens gemacht hat und im Februar 2025 durch seine Eröffnung seinen vorzeitigen Höhepunkt und größten Meilenstein fand. Dieser Projektbericht lädt ein, die Entstehung eines Leuchtturms des zirkulären Bauens zu rekon­struieren.

Das rebuiLT-Projekt entstand im Frühjahr 2022 aus einer Initiative und Gruppe von Studierenden, die im Rahmen ihres Studiums an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) mit Low-Tech-Ansätzen und der Wiederverwendung von Bauteilen experimentierten. Gemeinsam entwickelten sie die Idee eines zirkulären Pavillons für die Gemeinde von Ecublens, der das kreislaufgerechte Bauen nicht nur in eine praktische Anwendungsreife überführen, sondern Kreislaufwirtschaft auch greif- und anfassbar für die lokale Bevölkerung machen sollte.

Bild 1 Ansicht West - rebuiLT-Pavillon

Die Studierenden gingen hierfür eine Partnerschaft mit Steiner Construction ein, einem lokalen Unternehmen, das durch den selektiven Rückbau eines Gebäudes die Wiederverwendung von Stahlbetonbauteilen erprobte. Diese Bauteile bilden das tragende Skelett des Pavillons und sind somit gleichzeitig Herzstück und Ursprung dieses Experimentalbaus.

Nach einigen Ortsbesichtigungen erschien der Place du Pontet in Ecublens, als idealer Standort, um den Pavillon zu errichten. Der Standort befindet sich neben der Ganztagsschule Collège du Pontet und dem Einkaufszentrum Le Croset und profitiert von einer zentralen Lage in der Gemeinde. Aus einer Bedarfsermittlung und Gesprächen vor Ort ging der Wunsch für einen sozialen Treffpunkt und Ort der Gemeinschaft für die lokale Bevölkerung hervor.

Das Projekt zeichnet sich durch eine enge wissenschaftliche Vernetzung mit der EPFL aus. Innerhalb der EPFL unterstützt das Programm „MAKE projects“ Studierende dabei, ihre theoretischen Ideen in konkrete Projekte und Prototypen zu überführen – durch Werkstätten sowie ideelle und finanzielle Förderung. Auch das Projekt rebuiLT wurde im Rahmen von MAKE gefördert. Das Structural Xploration Lab (SXL) unter der Leitung von Prof. ­Corentin Fivet betreibt Forschung zur Wiederverwendung von Betonbauteilen und ist das Host-Institut des Projekts. In Kooperation mit dem SXL und MAKE wurde rebuiLT durch fakultative Semesterprojekte und Workshops in das Curriculum verschiedener Studiengänge integriert – darunter Architektur, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik, Umweltwissenschaften, Maschinenbau und Materialwissenschaften. So haben eine Vielzahl von Studierenden über die Laufzeit ihres Studiums an diesem umfangreichen praktischen Projekt teilgenommen. Zudem konnten sie je nach persönlichen Schwerpunkten und Interessen kleinere sowie größere Aufgaben bei der Gestaltung und Auslegung des Pavillons übernehmen. Die große Vielfalt der Aufgaben reichte dabei von der ­architektonischen Gestaltung, der Materialbeschaffung und -logistik bis hin zur Tragwerksplanung. Abgerundet wurde das Programm durch fachübergreifende Low-Tech-Projekte wie ein biologisches Pflanzenklärsystem oder die Nutzung von Solarenergie durch eine Trombe-Wand. Dabei wurde ein einmaliges interdisziplinäres Umfeld geschaffen, dass Studierenden die Möglichkeit bot, praxisnah und direkt mit anderen Fachgebieten in den Austausch zu treten und über den eigenen Tellerrand zu blicken .

Von all diesen Bausteinen waren die organisierten Summer Workshops am wichtigsten. Sie boten den Studierenden die Gelegenheit, gemeinsam von Fachleuten aus dem Baugewerbe zu lernen, wie man mit wiederverwendeten und ökologischen Materialien baut. Diese Zusammenarbeit war ein besonderer Moment des Lernens und der kollektiven Erfahrung auf einer partizipativen Baustelle (Bild 3).

Die nachfolgenden Stimmen der Studierenden fangen diese Momente ein.

„Der Summer Workshop hat es mir ermöglicht, von der Theorie in die Praxis zu gehen und einen konkreten Einblick in das Bauen mit Stroh und Lehm zu gewinnen. Ich denke, dass es für einen Bauingenieur unerlässlich ist, die Realität auf der Baustelle erlebt zu haben, um die Auswirkungen seiner Entscheidungen zu verstehen.“

Pedro Savini, Student des Bauingenieurwesens

„Ich gehe aus diesen zwei Wochen auf der Baustelle gestärkt hinaus, beeindruckt von unserer geleisteten Arbeit und den Kopf voller schöner Ambitionen über mögliche Alternativen zu den aktuellen Bauweisen und unserer Art des Zusammenlebens.“

Clément Perron, Student der Architektur

„Zwei Wochen lang haben wir Strohwände gebaut – gleichzeitig aber auch eine Gruppe von Menschen. Das gemeinsame Bauen verschafft ein Gefühl großer Zufriedenheit. Ich empfand die ständigen Diskussionen, die wir vor und während des Baus hatten, als sehr wichtig. Diese Diskussionen sind zeitaufwendig und erscheinen manchmal etwas langwierig, aber sie ermöglichen es jedem, den Stand der Dinge zu sehen, und erzeugen eine echte kollektive Intelligenz.“

Raphaël Aubrun, Student der Umweltwissenschaften

Viele dieser Stimmen und Gesichter ermöglichten am Ende die Realisierung des Pavillons und die Überführung in seine Nutzung durch die Menschen in der Region. Entstanden ist ein Ort der Gemeinschaft und eine Projektionsfläche für verschiedene Dimensionen. Die gesamte Chronologie des Projektes kann in Abbildung 4 nachvollzogen werden.

2 Ein Projekt – mehrere Dimensionen

Das Projekt ist längst mehr als eine studentische Initiative: Durch seine kollektive Dimension bringt es jungen Bauschaffenden die Baukultur und Arbeitswelt von morgen näher. Über die Auswirkungen auf das Studium hinaus entfaltet es durch seine soziale und partizipative Dimension Wirkung in der Gemeinde Ecublens und beeinflusst mit seiner innovativen und technischen Ausrichtung und Dimension die Baubranche in der Westschweiz sowie in Zentraleuropa (Bild 5).

2.1 Technische Dimension

Der Pavillon versteht sich als Reallabor. Er sucht nach Antworten auf die Frage, wie der gebaute Bestand von gestern weiterentwickelt und mit seinen Bestandteilen heute weitergebaut werden kann – und muss. Beim Einsatz von Baustoffen verfolgt das Projekt zudem das Ziel, deren sortenreine Rückbaubarkeit zu ermög lichen. Der Entwurfsprozess wurde maßgeblich durch die im Vorfeld gefundenen Materialien geprägt – ein grundlegend anderer und inverser Ansatz als bei herkömmlichen Planungsabläufen. Die Gestaltung entwickelte sich iterativ mit dem Materialbestand und den beteiligten Studierenden. Der endgültige Bauprozess des Pavillons gliedert sich in fünf Abschnitte (Bild 6).

Im ersten Abschnitt wurde der bestehende Bodenaufbau aus Asphalt aufgebrochen. Durch die Wahl des Standortes wird eine zusätzliche Bodenversiegelung vermieden. Die Gründungssohle besteht aus einer Tragschicht aus Kiesschotter und Sand. Eine Besonderheit bilden die Vertiefungen in der Sohle zum Einlassen der wiederverwendeten Baugruppen aus Stahlbeton. Die Form der Vertiefungen ergab sich auch hier aus der Formgebung der Baugruppen im Bestand des Spendergebäudes. Die Vertiefungen beeinflussen zusätzlich die Standsicherheit der Elemente günstig. Als „fliegender Bau“ mit einer reversiblen Gründung hinterlässt der Pavillon nach einem potenziellen Lebensende durch einen von Beginn an mit geplanten und zukünftigen Rückbau keine bleibenden Spuren.

In die vorbereiteten Vertiefungen wurden anschließend im zweiten Schritt die wiederverwendeten Baugruppen aus Stahlbeton eingehoben. Die Baugruppen bestehen aus sechs Säulen-Platten-Modulen, die aus einem Spendergebäude der 1970-er Jahre in Renens gewonnen wurden (Bild 7). Sie wurden hierfür selektiv mit großformatigen Sägen aus dem Spendergebäude geschnitten und im Juni 2023 nur drei Kilometer weit auf ihren neuen Verweilort transportiert.

Um die Tragweite dieser Innovation sichtbar zu machen, wurden die Elemente bewusst als zentrale Bestandteile des Pavillons sichtbar und ohne Nachbehandlung inszeniert. Dem Rückbau gingen umfangreiche statische und baukonstruktive Untersuchungen und Berechnungen voraus, die sowohl die Laststellungen beim Rückbau und Transport als auch die neuen Lastannahmen in der Nutzung als Pavillon berücksichtigten. Hervorzuheben ist hier die Sonderlösung für die Lagesicherung der Baugruppen für den Transport, um Beschädigungen vorzubeugen (Bilder 8 und 9).

Eine anspruchsvolle Aufgabe, bei der alle Parteien sowohl Studierende als auch die beteiligten Ingenieur:innen und Baufirmen neues Wissen und Erkenntnisse gewinnen konnten. Damit zeigt das Projekt exemplarisch, dass Kreislaufwirtschaft über die aktuell erprobte Anwendung von nichtragenden Bauteilen im Ausbau hin zur Wiederverwendung von tragenden Bauteilen aus Stahlbeton möglich und notwendig ist. Weiterhin wurde deutlich, dass zirkuläres Bauen über das bloße Recycling von Gesteinskörnung (R-Beton) auf Materialebene hinausgeht. Während beim Recycling oft ein Downcycling mit gleichbleibend hohem Zementverbrauch erfolgt, gelingt hier durch die Wiederverwendung ganzer Bauteile ein material- und emissionssparender Umgang – ein Ansatz, der früher aus Kostengründen gängige Praxis war und heute durch ökologische Notwendigkeit neue Aktualität gewinnt (Bild 10).

Die Ausführung der Wände und der Bau mit biogenen und geogenen Baustoffen wie Stroh und Lehm erfordert eine erhöhte Sensitivität gegenüber Feuchtigkeit durch Regen und Witterungseinflüsse über den Bauprozess hinweg. Um die Verarbeitung des Strohs zu erleichtern und die Wände vor Regen zu schützen, wurde das Dach (Schritt 3) vor den Wänden (Schritt 4) errichtet. Dies stellt eine Besonderheit zum sonst üblichen vertikalen Bauablauf dar, die sich aus der Verwendung der Baustoffe ergab. Der Dachstuhl selbst wurde durch drei Fachwerkbinder realisiert. Ein wichtiger Aspekt des Projekts ist die additive und reversible Fügung aller Bauteile. Anstelle von Klebeverbindungen wurde auf lösbare und robuste Konstruktionen gesetzt, die einen zukünftigen Rückbau und eine Wiederverwendung der Bauteile ermöglichen. Im Sinne des Konstruktionsprinzipes des „Design for Dissambly“ (DfD) wurden umfangreiche Dokumentationen und Rückbaukarten der einzelnen Bauteile erstellt.

Weiterhin wurde auch bei allen nichtragenden Bauteilen eine umfangreiche Materialsuche betrieben. So verdankt etwa das steile, mit Ziegeln gedeckte Dach seine Form einem benachbarten Bauernhof, dessen Abbruchziegel wiederverwendet wurden. Das Dach wurde im Sommerworkshop 2023 gebaut. Es ist mit Schafwolle und einer Isolierung aus Gras (Gramitherm) gedämmt (Bild 11).

Bild 11 Auf- und Abbauprozess
Bild 11 Auf- und Abbauprozess
© Arthur Bre

Nach Herstellung einer wetterfesten Umgebung wurde im 4. Schritt mit der Ausführung der Wände aus Strohballen begonnen. Die Öffnungsmaße in den Wänden wurden entsprechend den gefundenen wiederverwendeten Fenstern angeordnet, wobei versucht wurde, möglichst viel Licht in den Baukörper aufzunehmen und Durchgangsöffnungen für eine flexible Nutzung zu ermöglichen. Die Wände wurden mit Hilfe von Strohballen-Experten mit der Nebraska-Strohbautechnik errichtet. Diese präzise Technik ermöglicht es, isolierende Wände zu errichten, die bis zu vier Stockwerke tragen können. Stroh selbst stellt ein Nebenprodukt der Agrarwirtschaft dar und wird vorrangig als Tierstreu oder auch als Mulch verwendet. Diese Technik eignet sich gut für den partizipativen Ansatz, da sich mehrere Personen gleichzeitig im Bauprozess einbringen können, während nur sehr einfache Werkzeuge benötigt werden (Bilder 12 und 13).

Das Auftragen von Lehmputz auf die Innenseite der Wände bot die Gelegenheit, Forschung und praktische Arbeit miteinander zu verknüpfen (Bild 14). Zwei Studierende der Umweltwissenschaften und der Architektur verbrachten ein Semester damit, lehmige Böden zu erkunden und ihre Zusammensetzung auf ihre Eignung für den Putz zu testen. Um ein nachträgliches Reißen des Putzes zu verhindern, durfte der Lehm nicht zu fett und tonhaltig sein, für eine ausreichende Haftung der Oberfläche aber auch nicht zu mager. Insgesamt wurden im Sommer 2024 durch 20 Personen innerhalb von zwei Wochen ca. 200 m 2 Lehmputz in gemeinschaftlicher Arbeit aufgebracht. Die Wetterseite wurde mit einem Kalkputz versehen und durch eine mehrschichtige Kalkschlämme dauerhaft vor den Wettereinflüssen geschützt. Dabei behält die Konstruktion ihre Sorptionsfähigkeit und schafft ganzjährig ein außergewöhnliches Raumklima.

Abschließend konnte im 5. und letzten Schritt der finale Ausbau des Pavillons erfolgen. Der gesamte Bodenaufbau wurde vollständig aus wiederverwendeten Materialien hergestellt. Sowohl die Holzbalken, die OSB-Platten, als auch das Akazienparkett wurden in einen zweiten Lebenszyklus überführt (Bild 16). Als thermische Isolierung gegen das Erdreich kam eine Glaswolle aus Industrieabfällen zum Einsatz. Für den barrierefreien Zugang wurde schlussendlich eine 9 m lange Eingangsrampe errichtet, die ebenfalls aus wiederverwendetem Holz und aussortierten Europaletten gefertigt wurde (Bild 15). Um den Pavillon vollständig zu erschließen, wurden Strom, eine Trockentoilette und eine Küchenzeile installiert.

2.2 Partizipative Dimension

Die Verortung am Collège du Pontet im Herzen der Gemeinde Ecublens ermöglichte die Einbindung verschiedener Zielgruppen direkt in das Projekt. Zahlreiche Baustellenbesichtigungen schufen Transparenz im Erstellungsprozess und boten Unternehmen, Universitäten oder Schulen praktische Einblicke in die Herausforderungen bei der Wiederverwendung von Bauteilen. Darüber hinaus wurden zahlreiche partizipative und aktive Workshops mit den Schüler:innen und Freiwilligen aus der lokalen Bevölkerung organisiert. Durch die gemeinsame Herstellung von Stampflehmblöcken oder der Instandsetzung und Wiederverwendung der Fensterrahmen konnte das Potential, die Geschichte und die Qualität ökologischer Baumaterialien entdeckt und erlebt werden. Um die Identifikation der Menschen mit dem Gebäude zu fördern, durften Sie ihrer Kreativität bei der Gestaltung und dem Bemalen der Dachziegel Ausdruck verleihen. Die vielfältigen Formen und Farben fügen sich in die Umgebung der Schule ein und machen die Ästhetik von Wiederverwendung und partizipativem Bauen sichtbar (Bild 17). Als baukultureller Beitrag steht der Pavillon exemplarisch für die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Er zeigt: Wiederverwendung ist nicht nur machbar, sondern gestalterisch und baukulturell inspirierend. Architektur wird hier zur Praxis des Umlenkens, Weiterdenkens und Re-Interpretierens – im Sinne eines achtsameren Umgangs mit Ressourcen und einer zukunftsfähigen Baukultur.

Die einfache und offene Grundstruktur des Pavillons ermöglicht vielfältige und gemeinschaftliche Formen der Nutzung – vom Workshopraum bis zur Versammlungsfläche. Die Partizipation endet nicht mit der Fertigstellung, sondern tritt mit der Eröffnung in eine neue Phase ein.

2.3 Kollektive Dimension

Betrachten wir die soziale Sphäre des Projektes muss neben den partizipativen Ansätzen abschließend die kollektive Arbeit aller Beteiligten hervorgehoben werden. Der Teamgeist aller und das Zuhören anderer war ein Schlüssel zum Erfolg des Projekts. Der iterative Prozess, geprägt aus einem Wechselspiel von Materialbeschaffung, Planung und Veränderung, war nur durch den kollektiven Ansatz im Rahmen von studentischen und ehrenamtlichen Engagement möglich. Ein zentrales Merkmal des Projekts ist dabei die enge Zusammenarbeit zwischen Studierenden und lokalen Bauunternehmen. Diese partnerschaftliche Konstellation ermöglichte nicht nur den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis, sondern fördert auch die Bereitschaft der Unternehmen, sich auch in Zukunft auf neue Organisationsformen und Bauweisen einzulassen. Für die Studierenden bedeutete dies eine seltene Gelegenheit, ein Projekt von der Konzeption bis zur Umsetzung zu begleiten und dabei praktische Verantwortung zu übernehmen.

Die Aussagen der teilnehmenden Studierenden zeigen diese Bedeutung des kollektiven Prozesses.

„Ich habe gelernt, dass der Erfolg einer partizipativen Baustelle nicht nur von der technischen Kompetenz der Teilnehmer abhängt, sondern auch von der Qualität der Kommunikation und der gegenseitigen Unterstützung innerhalb der Gruppe. Die Baustelle bringt nicht nur die Materialien, sondern auch die Menschen, die dort arbeiten, einander näher. Am Ende der Summer School waren wir ein echtes, zusammengeschweißtes Team, das bereit war, sich jeder Herausforderung zu stellen.“

Rebecca Broye, Studentin der Architektur

„Es ist entscheidend, jeden Schritt im Hinblick auf die folgenden Schritte zu denken und sicherzustellen, dass jede Entscheidung, die heute getroffen wird, die Abläufe von morgen erleichtert. Dieses ständige Bemühen, Handlungen zu antizipieren und zu reflektieren, hat mich gelehrt, dass eine gut geführte Baustelle auf einer soliden Planung und einer kontinuierlichen Aufmerksamkeit für praktische Details beruht.“

Nadège Mouine, Studentin der Architektur

„Am Ende der Summer School waren Wissen und Verantwortlichkeiten zwischen allen Beteiligten gleich verteilt. Das förderte ein kollaboratives Umfeld, in dem sich jeder befähigt fühlte, an der Entscheidungsfindung teilzunehmen, was sowohl den Zusammenhalt der Gruppe als auch das Engagement des Einzelnen stärkte.“

Anna Hausel, Studentin der Architektur

3 Schlüsse und Perspektiven

Der rebuiLT Pavillion hat als Pilotprojekt innerhalb der Schweiz und darüber hinaus Maßstäbe gesetzt und die gebaute Wirklichkeit und Vorstellungskraft einer zirkulären Bauwirtschaft erweitert. Der rebuiLT Pavillion zeigt exemplarisch, wie eine Bauwende aussehen und die Transformation hin zu einem sozioökologischen Bauschaffen gelingen kann. Am Ende dieses Projektes ist aus einem Versuchen ein Verstehen geworden, indem auf anfängliche Fragen und Herausforderungen Antworten gefunden wurden. Gleichzeitig wurden aber auch neue Fragestellungen aufgeworfen. Bei allen Erfolgen und Meilensteine gab es auf dem Weg dorthin viele Erkenntnisse und Lessons Learned (Bild 18), die es wert sind, geteilt zu werden.

  1. Veränderung braucht es im Großen, aber sie beginnt immer im Konkreten und Greifbaren. Das Projekt zeigt, dass Innovation nicht allein an eine Steigerungslogik von höher, schneller oder weiter in Sachen Spannweite oder Gebäudehöhe gebunden ist. Manchmal sind Leuchtturme auch einstöckig, in der Gebäudeklasse 1, begehbar sowie für die Gemeinde und Menschen nützlich.
  2. Immer wieder wird die Notwendigkeit von Veränderungen und die Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten debattiert. Der Pavillon zeigt: es geht nicht immer um die eine perfekte Lösung, sondern viel mehr darum zu zeigen, dass es überhaupt Alternativen gibt. Reallabore wie der rebuiLT Pavillon sind dadurch Katalysatoren für den Fortschritt der Planungs- und Baukultur. Als solche sollten sie erkannt und gefördert werden.
  3. Studierende stehen am Anfang ihrer Karriere als Bauschaffende und bringen aufgrund ihrer diversen Hintergründe und vielschichtigen Ausbildung eine Vielzahl von Ideen und Innovationen mit in die Praxis. In einer dynamischen Zeit zwischen künstlicher Intelligenz und Klimatransformation ist erprobtes Erfahrungswissen der Praxis vergänglich. Am Anfang jeder Veränderung stehen neue Ideen. Die Universität und Studierenden sollten stärker als die Chance und der Ausgangspunkt eines Wandels begriffen werden, die sie sind. Dafür müssen konventionelle Narrative überdacht werden.
  4. Bauprojekte besitzen mehr als nur eine technische Ebene. Sie bringen unterschiedliche Menschen und Institutionen wie Unternehmen, die Gemeinde oder auch die Universität zusammen. Sie sind daher eine Lernplattform, auf der Menschen von- und miteinander lernen können und Transformationen und ihre Erfolge sowie Herausforderungen aktiv geteilt werden können. Partizipation am gebauten Objekt braucht Zeit und ist herausfordernd. Sie sollte geplant und von Projektbeginn an in die Prozesse integriert werden.
  5. Was Studierende durch ehrenamtliches Engagement in ihrer Freizeit schaffen, schaffen Planende auch im Projektalltag. Die Stadt und der urbane Raum sind als anthropogenes Lager der Ausgangspunkt für das Bauen von heute. Zirkuläres Bauen und das Wiederverwenden von Bauteilen ist keine vage Zukunft, sondern eine Möglichkeit und Notwendigkeit der Gegenwart.

Abschließend möchten wir unsere Verbundenheit und Dankbarkeit für unsere Partner und Sponsoren ausdrücken, ohne deren wertvolle Unterstützung und Hilfe in den verschiedenen Phasen des Projekts eine Umsetzung nicht möglich gewesen wäre. Hervorzuheben sind hierbei die EPFL und das Structural Xploration Lab unter Leitung von Prof. Corentin Fivet, die Gemeinde Ecublens, der Fonds für Energieeffizienz in Lausanne sowie Steiner Construction.

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Autor:innen

Camille Rieux B.Sc. Architektur EPFL, camillerieux@outlook.com

Sarah Planchamp M.Sc. Architektur EPFL, sarah.planchamp@epfl.ch

Oliver André Wege B.Eng., oliver.wege@mailbox.tu-dresden.de

rebuiLT, rebuiLT@unipoly.ch

go.epfl.ch/rebuiLT-site

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