Jubiläum zum Anfassen: 25 Jahre Stiftung Nagelschneider
Die Stiftung Nagelschneider wurde im Jahr 2000 von Hildegard Nagelschneider in München errichtet, um regenerative Energien und Ressourceneffizienz zu fördern, zu erforschen und das Wissen auf diesem Sektor zu verbreiten. Die Stiftung vergibt vorwiegend Promotionsstipendien und hat in Zusammenarbeit mit der Film School Munich den Climate Clip Award ins Leben gerufen. Mit dem Climate Day 2021 hat sie zudem mit führenden Wissenschaftler:innen aus dem Umweltbereich und Filmemacher:innen den Bogen zwischen Film und Umwelt gespannt.
Seit 2023 hat der Vorstand einen Fokus auf das Gebiet des Lehmbaus gesetzt und hier bereits mehrere Promotionsstipendien vergeben, ein Netzwerk errichtet und Arbeitskreise angeregt. So war es nur konsequent, das Stiftungsjubiläum ebenso diesem Themenfeld zu widmen. In diesem Rahmen fanden verschiedene Veranstaltungen statt.
Exkursion mit Martin Rauch, Lehm Ton Erde Baukunst
Martin Rauch, weltweit anerkannter Pionier im Stampflehmbau, stellte Bauten seiner Firma Lehm Ton Erde Baukunst GmbH in Vorarlberg vor: auf der Baustelle, im Lehmpavillon und am seit 30 Jahren bewohnten Gebäude. Die Teilnehmer:innen durften sich mit Bewohner:innen, Handwerker:innen, Architekt:innen, Planer:innen, aber auch Materialprüfer:innen austauschen. Allen Akteur:innen gemein ist die Begeisterung: für dieses regional verfügbare und vielseitige Material und für das wunderbare Wohnklima in den meist naturbelassenen Räumen. Hier „begreift und erlebt“ man: Lehm ist ein 100% rezyklierbarer, natürlicher Baustoff, der nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Wohngesundheit leistet und dabei CO2-arm in der Herstellung ist.
Lehmsymposium: von Materialeigenschaften über Akzeptanz bis hin zur Fertigung
Beeindruckend sind auch die Werkhalle und die neuen Veranstaltungsräume von Martin Rauch und seinem Team. Hier präsentierten anlässlich des Symposiums Die Vielfalt des Lehmbaus Wissenschaftler:innen, Architekt:innen und Praktiker:innen neueste Forschungsergebnisse zu Materialeigenschaften, Konstruktion, Bauteilen, aber auch der Akzeptanz bei Planer:innen, Bauherr:innen, Ämtern, etc..
Betont wurde auch die fundamentale Rolle der industriellen Fertigung von Lehmsteinen sowie von Lehmfertigteilen für den gewünschten Ausbau des Lehmbausektors. Wissenserfassung und -vermittlung sowie Strategien zur Verankerung des Lehmbaus im Baugewerbe und in der öffentlichen Wahrnehmung waren weitere Programmpunkte.
Im Fokus der anschließenden Tischrunden waren Themen wie
• die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften
• die Zentralisierung, Bündelung und Verfügbarmachung des Wissens und der Werkstoffforschung
• das Setzen finanzieller Anreize und Förderungen durch die Politik
• eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit und so die Verankerung einer Lehmbaukultur als Lifestyle jenseits der Nische, z.B. mittels Pilotprojekten und pädagogischer Arbeit
• die Bedeutung von Lehmbau für Wohngesundheit und nachhaltiges Leben
Stiftung Nagelschneider
http://www.stiftung-nagelschneider.de
weiterhin zum Thema:
Martin Rauch (2024) Stampflehm goes Bauindustrie – Ein Plädoyer für moderne Maschinen und Werkzeuge. nbau 4, H6. www.nbau.org/2024/12/17/stampflehm-goes-bauindustrie/