Können sich die Armen in den Städten nachhaltiges Bauen leisten? 

Eine gerechte Transformation informeller Siedlungen 

Der Großteil des Städtebaus in den nächsten Jahrzehnten wird im globalen Süden stattfinden, oft in Form von schrittweisen Modernisierungen oder provisorischen Behausungen. Angesichts der Tatsache, dass die bebaute Umwelt heute bereits für fast 40 % aller CO2-Emissionen verantwortlich ist und das CO2-Budget für diesen Sektor bereits fast aufgebraucht ist, ist es von entscheidender Bedeutung, die Anstrengungen auf nachhaltige Bauweisen zu konzentrieren, um das 1,5-Grad-Celsius-Ziel zu erreichen. Es ist möglich, widerstandsfähigere und umweltfreundlichere Gebäude und Infrastrukturen auf der Nachfrageseite zu schaffen – wie eben beispielsweise die schnell wachsenden informellen Siedlungen im globalen Süden. Indem alternative, zirkuläre und kohlenstoffarme Bauweisen attraktiv und erschwinglich gemacht werden und nachhaltiges Bauen durch politische Rahmenbedingungen und Vorschriften gefördert wird, kann dies gelingen. 

Mit diesem Papier möchte die Cities Alliance Licht in diese Debatte bringen und ihre wichtigsten Positionen, potenzielle Ansatzpunkte und Forschungslücken beleuchten. Es untersucht das Konzept eines gerechten Übergangs zu nachhaltigem Bauen in städtischen Gebieten, indem es die Narrative der Klimagemeinschaft anwendet, darunter Anpassungs-, Minderungs- und Resilienzmaßnahmen für einen nachhaltigeren, kohlenstoffarmen Bausektor. Dabei werden die Bedürfnisse der städtischen Armen, wie verbesserte Entwicklung sowie die Bedürfnisse der informellen Wirtschaft, berücksichtigt. Die Cities Alliance betont auch die Verantwortung der Regierungen, gerechte und inklusive Vorschriften für nachhaltiges Bauen zu schaffen.  

Übergeordnete, seit langem bekannte Themen wie sichere Landbesitzverhältnisse, politische Vorschriften, Führungsrollen in der Gemeinschaft und schrittweise Wohnraumversorgung und Modernisierung durch lokale und traditionelle Designansätze werden ebenfalls untersucht. Dies dient der Veranschaulichung, dass nachhaltiges Bauen nicht als getrennt von einem ganzheitlicheren gerechten Wandel beim Aufbau von Wertschöpfungsketten betrachtet werden sollte.  

In diesem Papier wird argumentiert, dass der Ausschluss der städtischen Armen aus allen Gliedern der Wertschöpfungskette – von der Beschaffung und Subventionierung von Materialien über die Entwicklung von Fähigkeiten zu deren Nutzung bis hin zu ihrer Erschwinglichkeit und den nationalen Rahmenbedingungen, die die Wertschöpfungskette regeln – zu einer sehr hohen Belastung für die Gesamtlage der Welt führen wird.  

Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und ihre Rolle im Bausektor können dabei helfen, fünf mögliche Ansatzpunkte für eine nachhaltige Zukunft des Bauwesens in informellen Siedlungen zu identifizieren. In diesem Papier möchte Cities Alliance Ideen austauschen und die Erzählung einer gerechten Transformation im nachhaltigen Bauwesen in einer schnell wachsenden urbanisierten Welt stärken. 


Can the urban poor afford sustainable construction? 

A just transformation in the build environment of informal settlements 
Position Paper 
Cities Alliance (2023)

Link zum vollständigen Positionspapier


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