Klebstofffreie Holzwerkstoffe für zirkuläres Bauen 

Neue Perspektiven für Planung und Konstruktion 

Die Transformation hin zu einer zirkulären Bauwirtschaft stellt Planende vor neue Herausforderungen – insbesondere bei der Auswahl nachhaltiger Materialien. Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in npj Materials Sustainability, widmet sich der Entwicklung und Bewertung klebstofffreier Lamellierungsmethoden für Holzwerkstoffe und liefert damit wichtige Impulse für die Praxis. 

Hintergrund und Zielsetzung 

Konventionelle Brettschichtholzprodukte basieren auf synthetischen Klebstoffen, die auf fossilen Rohstoffen beruhen und das Recycling sowie die Wiederverwendung erschweren. Ziel der Studie war es, alternative Verbindungstechniken zu entwickeln, die sowohl strukturell leistungsfähig als auch ökologisch vorteilhaft sind. 

Methodik 

Das Forschungsteam untersuchte 17 verschiedene Oberflächenmuster und 24 Tiefen für mechanische Verbindungen zwischen Holzlamellen. Dabei kamen unterschiedliche Verbindungstechniken zum Einsatz – darunter Metallnägel, Holznägel und Kunststoffbänder – und wurden in Biegeversuchen hinsichtlich ihrer Tragfähigkeit getestet.  

Ergänzend erfolgte eine umfassende Bewertung der ökologischen und ökonomischen Auswirkungen sowie der Rückbaubarkeit und Wiederverwendbarkeit der Materialien. 

Ergebnisse 

Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung von GrooveLam, einem innovativen Holzwerkstoff, der durch gezielte Nutungen und Holznägel eine hohe strukturelle Integrität ohne Klebstoffe erreicht. Die mechanischen Tests zeigten, dass GrooveLam mit herkömmlich verleimten Produkten vergleichbar ist, dabei jedoch signifikante Vorteile hinsichtlich Nachhaltigkeit und Zirkularität bietet. 

Relevanz für die Praxis 

Für Planende eröffnet die Studie neue Möglichkeiten, ökologische und kreislauffähige Materialien in die Baupraxis zu integrieren. Klebstofffreie Lamellierungen wie GrooveLam ermöglichen nicht nur eine vereinfachte Demontage und Wiederverwendung, sondern reduzieren auch die Umweltbelastung durch den Verzicht auf petrochemische Klebstoffe. 

Fazit 

Die vorgestellten Ansätze markieren einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Bauprodukte. Sie zeigen, dass strukturelle Leistungsfähigkeit und ökologische Verantwortung keine Gegensätze sein müssen. Für die Zukunft des Bauens bedeutet dies: Die Materialwahl wird zunehmend zu einem zentralen Hebel für die Umsetzung zirkulärer Prinzipien. 


Bergsagel, D.; Heisel, F.; Owen, J. et al. (2025) Engineered wood products for circular construction: a multi-factor evaluation of lamination methods. npj Mater. Sustain. 3, 24.  

https://doi.org/10.1038/s44296-025-00067-7

Jobs

ähnliche Beiträge

Langfristige temporäre Speicherung von biogenem Kohlenstoff in Gebäuden

Grundlagen für die EU-Zertifizierungsmethodik und technische Empfehlungen.

Europäische Regeln für die Wiederverwendung von Stahlbauteilen 

Bericht zu Wiederverwendung von Stahlbauteilen im Bauwesen als zentrale Maßnahme zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und zur Förderung der Kreislaufwirtschaft.

Praxisbeweis für zirkuläres Bauen am ehemaligen Flughafen Tegel 

CRCLR HUT 2.0 eröffnet – aus mikro-modularen Holzbausteinen und zugleich ein Reallabor für das Bauen der Zukunft.