Mit dem Bürogebäude Hortus in Allschwil realisieren Herzog & de Meuron gemeinsam mit der Senn Resources AG ein radikal nachhaltiges Bauwerk, das neue Maßstäbe für zukunftsfähiges Bauen setzt. Der fünfgeschossige Holzrahmenbau mit Stampflehmdecken verzichtet bewusst auf ein Untergeschoss und steht auf Einzelfundamenten, wodurch eine Bodenplatte aus Holz möglich wurde. Das Gebäude ist um ein begrüntes Atrium organisiert, das vom Landschaftsarchitekten Piet Oudolf als hortus conclusus gestaltet wurde – ein Ort der Ruhe, Biodiversität und sozialen Interaktion.
Die Konstruktion folgt konsequent dem Cradle-to-Cradle-Prinzip: Alle Bauteile sind katalogisiert, rückbaubar und wiederverwertbar. Die verwendeten Materialien – Holz, Lehm, Zellulose – stammen aus nachwachsenden Rohstoffen. Holzverbindungen sind gesteckt statt verleimt, die Lehmgewölbe können direkt wieder der Erde zurückgeführt werden. Die Deckenmodule wurden in einer eigens errichteten Feldfabrik vor Ort gefertigt – ein Beispiel für lokale Wertschöpfung und emissionsarme Produktion.
Energetisch ist Hortus nahezu autark: Eine 5000 m² große Photovoltaikanlage auf Dach und Fassade erzeugt jährlich 66 kWh/m² und amortisiert die graue Energie des Gebäudes innerhalb von 31 Jahren. Geheizt und gekühlt wird mit Geothermie, vollständig fossilfrei. Die CO₂-Emissionen liegen mit 6,8 kg CO₂-eq/m²a deutlich unter dem SIA-Zielwert von 9 kg.
Auch in der Nutzung setzt Hortus neue Maßstäbe: Das Gebäude kombiniert klassische Büroflächen mit Coworking-Angeboten und orientiert sich im Ausbaustandard an Mietwohnungen. Die offene Struktur, das modulare Raster und gemeinschaftlich nutzbare Zonen fördern Flexibilität, Kommunikation und Aufenthaltsqualität.
Fazit:
Hortus ist kein Showcase für spektakuläre Form, sondern ein wichtiger Beitrag zur Transformation des Bauens. Es zeigt, dass eine radikal nachhaltige Architektur nicht Verzicht bedeutet, sondern neue Qualitäten schafft – ökologisch, sozial und gestalterisch. In einer Zeit, in der die Bauwirtschaft vor tiefgreifenden Umbrüchen steht, liefert Hortus ein überzeugendes Modell für eine postfossile, resiliente und verantwortungsvolle Architektur.
Hortus: Ein Bürohaus setzt Massstäbe
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