Intelligente grüne Fassaden 

Ein modulares System zur Bewässerung und Energieeinsparung 

Grüne Fassaden verbessern das Stadtklima und können Heiz- und Kühlkosten senken. An der Hochschule Flensburg wurde dafür ein automatisiertes System entwickelt, das Pflanzen gezielt und ressourcenschonend bewässert und erfasst, wie viel Energie durch die Beschattung und Kühlwirkung der Pflanzen eingespart wird. 

Prototyp auf dem Gelände der Hochschule Flensburg  
Quelle: Hochschule Flensburg 

Pflanzen an Gebäudefassaden filtern Schadstoffe, binden CO₂ und kühlen ihre Umgebung durch Verdunstung. Voraussetzung ist eine verlässliche Wasserversorgung. Bisher fehlten Systeme, die Bewässerung und energetische Auswertung verbinden. Der neue Ansatz koppelt Begrünung mit Sensorik und Digitalisierung, macht den Effekt der Fassade im Betrieb sichtbar und ermöglicht eine Quantifizierung des Energieverbrauchs und der Einsparbilanz. 

Kern des Systems sind modulare Pflanzgefäße mit Sensoren für Bodenfeuchte und Temperatur. Eine zentrale Steuereinheit sammelt die Messwerte, steuert die Wasserversorgung und überträgt die Daten an eine Webanwendung, über die sich jeder Pflanzbereich bedarfsgerecht bewässern lässt. Ein Demonstrator an der Südfassade der Hochschule Flensburg zeigt, wie mehrere Module automatisch versorgt werden und kontinuierlich Messdaten liefern. 

Die Auswertung der Messdaten zeigt, dass die Begrünung den Wärmestrom durch die Außenwand deutlich dämpft und jährliche Einsparungen von über 168 kWh ermöglicht, während der Energiebedarf des Systems deutlich geringer ist. Mit größerer Fläche wächst der Effekt: In der aktuellen Auslegung lassen sich bis zu 90 m² Wandfläche bepflanzen; das entspricht einem potenziellen Einsparvolumen von rund 4687 kWh pro Jahr, während der zusätzliche Energiebedarf des Systems gering bleibt. 

Das Projekt zeigt, wie sich Digitalisierung, Sensorik und nachhaltiges Bauen zu einer praxistauglichen Lösung verbinden. Die intelligente Fassade unterstützt das Mikroklima, senkt den Energiebedarf und hat sich im Projektbetrieb als ganzjährig zuverlässig erwiesen – im Sommer als Hitzeschild, im Winter als zusätzliche Dämmschicht. Für Städte und Kommunen entsteht so eine Option, neue und bestehende Gebäude in lebendige Klimaschützer zu verwandeln. Gefördert wurde das Projekt von der Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EKSH) und den Praxispartnern Trident Ars Machinarum GmbH sowie Krebs & Conrads Garten- und Baukunst. 


M. Eng. Hugo Valentín Castro Sáenz, Dr.-Ing. Dietrich Jeschke, Hochschule Flensburg 

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