Ist Bambus auf dem Holzweg?   

Dritte European Bamboo Expo in Dortmund – Bamboo goes Timber 

Ende Mai fand in Dortmund die dritte European Bamboo Expo statt, die auch Gäste aus Asien, Afrika und den Amerikas begrüßen konnte. Einer der Themenschwerpunkte war das Bauen mit Bambus. In einer Keynote stellte nbau Chefredakteur Dr. Bernhard Hauke fest, dass Bambus zwar grundsätzlich ein rasch nachwachsender Baustoff mit vergleichbaren oder besseren Materialeigenschaften im Vergleich zu Holz sei. Es fehle aber noch an zuverlässigen technischen und Umweltinformationen, genauso wie Entwurfs- und Bemessungsrichtlinien. Gleichzeitig biete Bauen mit Bambus zu den wichtigen Umweltthemen CO2-Emissionen, Ressourcen und Abfall perspektivisch interessante Lösungen an, Akteur:innen müssten sich aber mehr dem Thema Kaskadennutzung stellen.  

Anschließend gab es eine Diskussionsrunde Bamboo goes Timber – The Role of Bamboo in Construction – gemeinsam mit Orin Hardy, Mitgründer von Bamboo U (Bali), Christian Engel, A-D-V-A Architekten Köln, Hendrik Alsmann, Zimmermann und Bauingenieur bei Terhalle im Münsterland, sowie Roman Kreuzer vom Lehrstuhl Baukonstruktion & Entwerfen der HTWG Konstanz.  
Geschwungene Bauten aus Bambusrohr von Jörg Stamm, Bamboo U und anderen nutzen Bambusrohr und haben ein tropisches Flair. Aber es gibt mittlerweile auch Engineered Bamboo, der mit Leimholzbindern vergleichbar ist, sowie Ausbauprodukte. Hierum entspannte sich eine kleine Kontroverse, ob eher die natürlichen Formen mit Bambusrohr oder doch industrialisierte Bambusprodukte der bessere Weg für Europa seien. Bei der Frage nach den richtigen Konstruktionen für erste Schritte in Europa wurden einfache Strukturen wie Hallen oder Dachstühle genannt. Auch Kombinationen mit Holz, Stroh oder Lehm sowie notwendigerweise Beton für Gründungen oder Anschlussverstärkungen wurden als mögliche Einstiege aufgezeigt. Für Fassadenteile und den Innenausbau seien Bambusprodukte ebenso geeignet. Da Bambus witterungsanfällig ist, wurden vorerst – anders als in tropischen Regionen – nicht nur überdachte, sondern auch innenliegende und ggf. gedämmte Konstruktionen empfohlen.  

Möglichkeiten können sich in Deutschland aus dem Gebäudetyp E ergeben, der auch experimentelles Bauen zulasse. Wie bspw. bereits an den Hochschulen in Konstanz oder Wiesbaden begonnen, ist auch Bambus in der Lehre für Architekten und Bauingenieure ein wichtiges Thema. Auch bei der Forschungsinitiative des Bundesbauministeriums Zukunft Bau können noch bis Juli Projektskizzen eingereicht werden, so eine BBSR-Vertreterin aus dem Publikum. Die vierte European Bamboo Expo wird im Mai 2026 wieder in Dortmund stattfinden.  



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