Tragende Stampflehmkonstruktion im Brandversuch

Erstmals in der Geschichte der deutschen Bauteilnormierung wurden Ende Juni an der MFPA Leipzig tragende Stampflehmkonstruktionen in Brandversuchen mit 3 x 3 m großen Prüfkörpern zertifiziert. Am Ende war die Wand sogar so belastbar, dass nicht nur der Feuerwiderstand über 90 min (REI90) gelungen ist, sondern zusätzlich noch der Nachweis für die Ausführung in der Bauart als Brandwand erbracht wurde. Damit wurde für die Entwicklung des Stampflehmbaus ein wichtiger fachlicher Beitrag geleistet.

Stampflehmwand nach Brandversuch
Quelle: ACMS Architekten GmbH

Derzeit wird das neue Eingangs- und Ausstellungsgebäude des LWL-Freilichtmuseums Detmold geplant. Hier wird eine Tragkonstruktion aus regional verfügbarem Holz durch tragende Wände aus Stampflehm ergänzt. Die kreislaufgerechte Verwendung nachwachsender oder recyclierter Rohstoffe wie Holz, Stroh und Lehm sowie die Gebäudestruktur und die Gebäudekonstruktion reduzieren die Treibhausgasemissionen weitgehend.

Stampflehmwand nach Brandversuch
Quelle: ACMS Architekten GmbH 

Die Stampflehmwände sind in Längsrichtung aussteifend und dienen als Auflager und vertikalen Lastabtrag für das Dachtragwerk. Hierfür werden die oberen Wandabschlüsse als Holzfachwerkrähme ausgebildet. Von der Gründung bis Rähme wird die Wandhöhe ca. 8,5 m betragen, sodass eine Wandbreite von 60 cm erforderlich ist. Für den Einsatz von Lehmwänden liegen hinsichtlich des verwendeten Materials, den geometrischen Randbedingungen sowie den brandschutztechnischen Eigenschaften aktuell keine ausreichenden normativen Regelungen vor, sodass eine Zustimmung im Einzelfall notwendig ist. Die Nachweise erfolgen in Anlehnung an die aktuelle Mauerwerksnorm DIN EN 1996-1-1 sowie mit, im Mauerwerksbau üblichen, statischen Modellen. Die Materialkennwerte werden basierend auf Erfahrungswerten angesetzt und in einem laufenden DBU-Forschungsprojekt verifiziert. Wegen der besonderen Nutzungstypologie des geplanten Museumsgebäudes in Detmold wurden Brandversuche gefordert. Aufgrund der Gebäudespezifikationen war der Nachweis eines Feuerwiderstands von 30 min REI30 – feuerhemmend jedoch hinreichend. Im Rahmen des projektbegleitenden DBU-Forschungsprojekts wurde die Wand jedoch weiter getestet, mit dem Ergebnis, dass die Stampflehmkonstruktion unter einer Belastung von ca. 15 t sogar 90 min besteht und damit als REI90 – feuerbeständig bestätigt wurde. Die Prüfwand war 22 cm stark und entspricht mit einer Schlankheit, also Wanddicke/Wandhöhe, von ca. 13,3 den Verhältnissen der später auszuführenden Lehmwand.


Bautafel

  • Neubau Eingangs- und Ausstellungsgebäudes LWL-Freilichtmuseum Detmold
  • Bauherr: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Münster
  • Gefördert durch: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
  • Architektur: ACMS Architekten, Wuppertal
  • Fachberatung Lehmbau: Lehm Ton Erde, Schlins
  • Tragwerksplanung, Bauphysik: Kempen Krause Beratende Ingenieure, Köln

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