Sanierung & nachwachsende Baustoffe gegen Klimawandel 

NABU & Architects for Future zeigen Bauwege aus der Klimakrise 

Ein neues Bündnis aus NABUBundesfachausschuss (BFA) Bauen & Siedlung und Architects for Future (A4F) hat sich im Frühjahr in Konstanz mit einer gemeinsamen Tagung etabliert: Leer kann mehr – Wohnraum schaffen im Gebäudebestand und Stadtnatur erhalten. Konstanz handelt bereits: es hat nicht nur als erste deutsche Stadt den Klimanotstand erklärt, sondern fördert auch die aufwendigen Sanierungen zur Weiternutzung des Altbestands durch private Eigentümer. Solche beispielhaften Projekte wurden vorgestellt und besichtigt.  

Weiter wurde aufgezeigt, dass mit Sanierung bestehender Gebäude als Normalfall sowie Abriss und Neubau als Ausnahme die Pariser Klimaziele im Bausektor eingehalten werden könnten. Um Ressourcen und damit CO2-Emissionen einzusparen, sei eine Bauwende mit biogenen, d.h. nachwachsenden Baustoffen und eine neue Umbaukultur unumgänglich. Holz als CO2-speichernder Baustoff wird deshalb als wichtiger Teil der Lösung gesehen. Der Architekt Stefan Krötsch, Professur für Baukonstruktion und Entwerfen an der HTWG Konstanz, wies allerdings darauf hin, dass Bauen mit biogenen Baustoffen allein nicht ausreiche und vorhandene Gebäude so weit wie möglich weiterverwendet werden müssten. Holzgebäude benötigen für Gründung, Treppenhaus oder Fahrstuhlschacht tatsächlich oft auch Stahlbeton, was in der Gesamtbilanz zu mehr CO2-Freisetzung führt. Damit präzisierte Krötsch die Vorstellung des Klimaforschers und Gründer des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung Hans Joachim Schellnhuber, der mehrfach erklärte, wir könnten uns mit Holz aus der Klimakrise heraus bauen. Hier seien die weiterhin notwendigen, nicht nachwachsenden Baustoffe nicht berücksichtigt. Besser für den Klimaschutz sei es, so Krötsch, bestehende Gebäude zu erhalten und mit Holz zu sanieren und aufzustocken. Die CO2-Emissionen der verbauten Materialen lägen in der Vergangenheit, die gespeicherte graue Energie bleibe bei der Weiternutzung erhalten. 

Kritik an der gängigen Ökobilanzierung kam von Ulrich Steinmeyer, BFA-Mitglied und Vorstand des Fachhandelsverbund Ökoplus. Die Einbeziehung der thermischen Verwertung biogener Baustoffe am Ende der Nutzungszeit sei unrealistisch. Gebäude, auch solche aus Holz, Lehm oder Stroh, hielten deutlich länger als die standardmäßig in den EOL-Szenarien zugrunde gelegten 50 Jahre. Auch wüssten wir heute noch nicht, was in einem halben Jahrhundert mit diesen Gebäuden geschehen wird und welche Technologien dann zur Verfügung ständen. Darum seien die EOL-Szenarien für nachwachsende Baustoffe spekulativ, so Steinmeyer und führten zu einer rechnerisch weniger günstigen CO2-Bilanz. Viele ältere Häuser seien mit wenig Aufwand und nachwachsenden Baustoffen gut sanierbar, so dass eine beträchtliche Energieeinsparung erzielt werden könne. Dies bestätigt Cornelia Wiethaler, die einen denkmalgeschützten Bahnhof in ein energiesparendes Mehrfamilienhaus umgenutzt hat. Mit nur sechs Zentimeter dicken Holzweichfaserplatten wurde ein Effizienzhaus Denkmal erreicht.  

Weiter stellte BFA-Mitglied Joachim Seeger, ehemals Ministerialdirigent im Bundesbauministerium, Fördermöglichkeiten für altersgerechten Umbau vor, wodurch erhebliche Pflegekosten eingespart werden könnten.  Abschließend rief A4F-Vorstand Leon Beck zur Unterstützung der europäischen Bürgerinitiative HouseEurope! auf, die EU-Gesetze für mehr Renovierung und Umbau fordert.  

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