Energetische Sanierung

Die energetische Sanierung und das Bauen im Bestand gewinnen im Rahmen der Klimaschutzpolitik zunehmend an Bedeutung. Energetisch zu sanieren bedeutet, den Energieverbrauch eines Gebäudes durch verschiedene bauliche Maßnahmen zu senken, um langfristig und nachhaltig Energie einzusparen.

1 Gebäudebestand in Deutschland

Ungefähr 35 % des gesamten Endenergieverbrauchs in Deutschland entfallen auf den Betrieb von Gebäuden. In Deutschland gibt es etwa 22 Millionen thermisch relevante Gebäude, davon rund 19 Millionen Wohngebäude (ca. 16 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser und ca. 3 Millionen Mehrfamilienhäuser). 68 Prozent der Gebäude sind Vor- oder Nachkriegsbauten. Das sind rund 13 Millionen Wohngebäude, die vor der Wärmeschutz- und der Energieeinsparverordnung erbaut wurden und ohne Sanierung nicht den heutigen energetischen Anforderungen entsprechen [1–4].

2 Maßnahmen zur energetischen Sanierung

Die energetische Sanierung umfasst alle baulichen, technischen und anlagentechnischen Maßnahmen an Bestandsgebäuden, die der Reduktion des End- und Primärenergiebedarfs dienen. Ziel ist eine Verbesserung der energetischen Qualität der Gebäudehülle und/oder der Gebäudetechnik gemäß den Anforderungen an ein energieeffizientes Gebäude.

Typische Maßnahmen an der Gebäudehülle beinhalten die nachträgliche Wärmedämmung von Außenwänden, Dachflächen, Kellerdecken sowie den Austausch oder die Optimierung von Fenstern und Außentüren. Auf der Anlagenseite zählen dazu u. a. die Erneuerung von Heizungsanlagen, die Integration von Wärmepumpen oder solarthermischen Anlagen, der Einbau von Lüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung sowie die Optimierung der Regelungstechnik.

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Bild 1 Energetische Fassadensanierung mit integrierten neuen Versorgungssträngen
Quelle: S!stems

Jede dieser Maßnahmen wird durchgeführt, um Energie in Form von Wärme möglichst effizient zu nutzen. Energetische Maßnahmen können einzeln durchgeführt werden, es ist jedoch zu beachten, dass die einzelnen Maßnahmen gegenseitige Wechselwirkungen haben. Daher sollte im Rahmen einer energetischen Sanierung ein entsprechendes Gesamtkonzept erarbeitet werden und dann die einzelnen Schritte nacheinander angegangen werden.

Für den nahezu klimaneutralen Gebäudebestand sind Energieeffizienz und die Integration erneuerbarer Energien im einzelnen Gebäude die wesentlichen Eckpfeiler. Allerdings reicht es nicht aus, sich auf die energetische Optimierung einzelner Gebäude zu konzentrieren. Der Einsatz von hocheffizienten Wärmenetzen (insbesondere Niedertemperaturwärmenetze) mit hohen Anteilen erneuerbarer Energien, wird ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Zudem macht der Trend einer immer stärkeren Vernetzung, insbesondere durch Informations- und Kommunikationstechnik, auch vor Gebäuden nicht halt. Daher wird zunehmend eine integrale Betrachtung notwendig, die über das einzelne Gebäude hinausgeht und auch die Interaktionen mit der Energiewirtschaft und dem Verkehrssektor berücksichtigt. [3]


Literatur

  1. DGNB: Wegweiser Klimapositiver Gebäudebestand, 2022
  2. Institut Wohnen und Umwelt GmbH (Hrsg.): Michael Hörner (IWU), Dr. Holger Cischinsky (IWU), Julian Bischof (IWU), Steffen Schwarz (IÖR), Dr. Martin Behnisch (IÖR), Dr. Gotthard Meinel (IÖR), Prof. Dr. Guido Spars (BUW), Dr. Roland Busch (BUW): ENOB:dataNWG: Forschungsdatenbank Nichtwohngebäude. Repräsentative Primärdatenerhebung zur statistisch validen Erfassung und Auswertung der Struktur und der energetischen Qualität des Nichtwohngebäudebestands in Deutschland. 2022
  3. Umweltbundesamt: Wohnen und Sanieren: Empirische Wohngebäudedaten seit 2002, 2019 ISSN 2363-8311
  4. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB): Klimaschutzplan 2050 – Klimaschutzpolitische Grundsätze und Ziele der Bundesregierung, November 2016

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