Lehmbauplatten für Plattenbauten
Zu den prägendsten architektonischen Besonderheiten der DDR zählen die „Platte“ und der Typenbau, in Serie gefertigt und in Leipzig-Grünau als Wohngroßsiedlung auf die Spitze getrieben. Aber auch für Schul- und Verwaltungsbauten waren die im Grundriss flexibel einteilbaren Typenbauten gefragt.
Im unweit von Leipzig gelegenen Markkleeberg residierte ab 1977 die Ingenieurschule für Energiewirtschaft in einem solchen Typenbau Marke „Leipzig Typ 3“. Der Platz in dem vormaligen Schulgebäude – ein 1953 erbauter, denkmalgeschützter Putzbau mit Eckquadern und profilierten Fenstereinfassungen – war zu eng geworden.
Beide Gebäude werden heute als private Grund- und Oberschule genutzt und aktuell von der Bildungs-Bau Genossenschaft saniert.
Mehr als 2.000 Quadratmeter Lehmbauplatten
Getreu dem Motto „Was wir erhalten können, wird erhalten!“ geht die Bauherrschaft äußerst behutsam mit den beiden ganz unterschiedlichen Bauwerken um. Mit zum Konzept der sensiblen Sanierung gehört die Auswahl möglichst ökologischer Bauprodukte mit optimalem Einfluss auf das Raumklima – schließlich soll das Lernen in den neu gestalteten Räumen Spaß machen und so effizient wie möglich sein. Insgesamt werden bis zum Abschluss der Sanierung rund 2.300 Quadratmeter Wand- und Deckenfläche mit Lehmputztrockenbausystem versehen. Sowohl Basis-Lehmbauplatten als auch Wand-/Deckenheizsysteme und Innendämmplatten werden in beiden Gebäuden für angenehmes Raumklima und geringe Betriebskosten sorgen.
Perfektes Trio: Wärmepumpe, PV und Lehmbauplatten
Die Arbeiten im Hinterhaus sind abgeschlossen. Alle elektrischen Anlagen nebst Brandmeldeanlage wurden erneuert. Das Flachdach des fünfgeschossigen Stahlleichtbaus ist gedämmt, neu abgedichtet und mit einer PV-Anlage versehen. Die Fenster wurden zum Teil komplett durch neue ersetzt, bei manchen nur die Verglasung getauscht. Im Heizkeller hat eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe den alten fossilen Ölkessel ersetzt. Eine zusätzliche Gastherme als Backup sichert bei Spitzenlasten die Beheizung beider Gebäude. Die Wärmeübertragung in die Räume erledigt in beiden Gebäuden das Flächenheizsystem für Wand und Decke mit integriertem Mehrschicht-Aluverbundrohr und 10 mm dicker Lehmputzschicht. Der Clou: Die mit dem Untergrund verbundenen Lehmbauplatten können die Räume nicht nur mittels Infrarot-Strahlung angenehm und effizient beheizen, sondern auch kühlen. Ein Vorteil, der insbesondere in Schulräumen maßgeblich dazu beiträgt, dass sich in den Klassenzimmern ganzjährig ein ausgeglichenes Temperaturniveau einstellt – zweifellos die bessere Option als im Sommer schweißtreibend zu Büffeln.


Kurzinterview mit Daniela Schörner, Vorständin der Bildungs-Bau e.G.:
Frau Schörner, wie kam es, dass Sie sich für Lehmbausysteme entschieden haben?
Unser Energieberater gab uns den Hinweis und empfahl uns den Einbau der Wandheizungsplatten. Wir entschieden uns für naturbo therm 30 im “Hinterhaus“; naturbo therm 70 im denkmalgeschützten „Vorderhaus“. Uns begeistern diese Produkte immer wieder von Neuem: eine Dämmplatte, plus Heizung, plus Kühlung und schallschützendem, klimatisch einwandfreiem Lehmfinish – alles in einem! Was will man mehr?
Was konkret bewirken die Lehmbausysteme in Ihrem Schulhausprojekt?
Wir gestalten und bauen unsere Schulgebäude nach drei Prinzipien. Erstens: Wir belassen im Bestand alles, was sich irgendwie sinnvoll erhalten lässt, denn Nachhaltigkeit bedeutet auch, nicht alles rauszureißen, Müll zu produzieren und Ressourcen zu verschwenden. Zweitens: Wir bauen so wenig Technik wie möglich ein, weshalb wir auch auf eine Lüftungsanlage verzichten. Lehmbausysteme eröffnen uns die Chance, die Räume ohne Klimaanlage mit dem Wandheizungssystem zu kühlen, wodurch wir im Sommer eine gute Kühlung erzielen. Zusätzlich sind die Fenster mit Stellmotoren versehen und Innentüren mit mechanischen Öffnungen, um die Nachtkühle zum Querlüften nutzen zu können. Und drittens: Wir legen großen Wert auf Ökologie und damit auf Naturprodukte – und dazu gehört neben Holz auch der Naturbaustoff Lehm.