BIM-Automation und Robotik
Die Digitalisierung verändert das Bauwesen tiefgreifend. Neben der Planung und Ausführung rückt zunehmend auch die Phase der Nutzung und des Rückbaus in den Fokus. Gerade im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Facility Management eröffnet Building Information Modeling (BIM) mit seinen erweiterten Dimensionen 6D und 7D neue Möglichkeiten für Transparenz und Optimierung über den gesamten Lebenszyklus von Bauwerken.
Mehr als die Abbildung von Geometrie
Ein zentrales Element ist die bauteilgenaue Verknüpfung von Informationen. BIM-Modelle können nicht nur Geometrien abbilden, sondern auch Daten zu grauer Energie, Energieverbrauch, Materialeigenschaften und Wartungsintervallen enthalten. Damit wird die Grundlage geschaffen, um sowohl ökologische als auch ökonomische Kriterien messbar zu machen. So lassen sich etwa Energieeffizienzwerte eingesetzter Geräte erfassen oder Lieferketten dokumentieren, was wiederum die Nachvollziehbarkeit von Materialherkunft und Qualität erhöht.
Automatisierungstechniken verstärken diesen Ansatz. Daten, die bei der robotergestützten Fertigung oder beim Betrieb von Anlagen entstehen – etwa Kraftverteilungen oder Verbrauchswerte – können automatisch in das BIM-Modell zurückfließen. Diese Informationen sind wertvoll für die Bilanzierung von Bauprojekten und ermöglichen eine fortlaufende Optimierung. Monitoringsysteme, Drohnen oder mobile Laserscanner erfassen Ist-Zustände und gleichen sie mit den Planungsdaten ab. Damit werden Abweichungen frühzeitig sichtbar, und Gebäude lassen sich in „As-built-Modelle“ überführen, die den tatsächlichen Zustand präzise widerspiegeln.
Erleichterte Wartung und Instandhaltung
Für das Facility Management ergeben sich daraus erhebliche Vorteile. Hinterlegte Daten zu Materialien und Anlagen erleichtern nicht nur die Instandhaltung, sondern auch die Planung von Wartungsintervallen oder den Austausch technischer Systeme. Durch automatisierte Datenerfassung entsteht zudem eine belastbare Basis für die ökologische Bewertung von Gebäuden – von der Energiebilanz bis hin zu Fragen der Kreislaufwirtschaft beim Rückbau.
Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die kontinuierliche Datenpflege. Nur wenn BIM-Modelle regelmäßig aktualisiert werden, lassen sich langfristig valide Aussagen über Nachhaltigkeit und Effizienz treffen. Fehlende oder veraltete Bestandsdaten führen dagegen zu Intransparenz, wie sie gerade bei älteren Gebäuden ohne durchgängige digitale Dokumentation häufig anzutreffen ist. Moderne Scan2BIM-Verfahren bieten hier Abhilfe, indem sie Bestandsobjekte effizient digital erfassen und in aktuelle Informationsmodelle überführen.
Mit Digitalisierung Bauwerke zukunftsfähig machen
Die Verknüpfung von 6D- und 7D-Dimensionen mit BIM verdeutlicht, dass Nachhaltigkeit weit über die Auswahl umweltfreundlicher Materialien hinausgeht. Sie entsteht durch den intelligenten Umgang mit Daten – von der Planung bis zum Rückbau. Automatisierte Datenerfassung und digitale Modelle tragen entscheidend dazu bei, Bauwerke nicht nur energieeffizienter, sondern auch transparenter und zukunftsfähiger zu gestalten.
Ein vertiefender Einblick in diese Themen findet sich im neuen Fachbuch „BIM-Automation und Robotik“ von Aileen Pfeil und Ayham Kemand,das die Schnittstelle zwischen BIM, Automatisierung und Nachhaltigkeit praxisnah beleuchtet. Erschienen ist das Buch im bSD Verlag.