Die Herstellung von Stahl verursacht einen erheblichen Anteil der globalen Treibhausgasemissionen, ist jedoch essenziell für die gebaute Umwelt. Vor dem Hintergrund der Klimaziele steigt der Bedarf an emissionsarmen Stahlerzeugnissen.
Diese Veröffentlichung vergleicht verschiedene Herstellungsrouten hinsichtlich ihrer ökologischen Auswirkungen mithilfe der Ökobilanzierung. Unterschieden wird zwischen Primärrouten auf Basis von Eisenerz und Sekundärrouten auf Basis von Stahlschrott. Die schrottbasierte Elektrolichtbogenofenroute gilt bei Einsatz erneuerbarer Energien als besonders emissionsarm, ist jedoch durch die begrenzte Schrottverfügbarkeit limitiert. Eine alternative Technologie ist die wasserstoffbasierte Direktreduktion, die derzeit in Demonstrationsanlagen erprobt wird.
Anhand von Ökobilanz-Studien und Umweltproduktdeklarationen werden Unterschiede in den Treibhauspotenzialen analysiert, mit Fokus auf der Herstellungsphase gemäß DIN EN 15804. Obwohl die Bilanzierung potenzieller Vorteile am Lebensende gemäß dieser Norm möglich ist, ist der Einsatz emissionsarmer Stähle bereits heute entscheidend für die Klimabilanz.
Am Beispiel der neuen Versuchshalle des Instituts für Stahlbau der RWTH Aachen werden Anwendungen verschiedener emissionsreduzierter Stahlprodukte für die Gebäudehülle vorgestellt. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Herstellungsroute und des Strommixes für die Dekarbonisierung der Stahlprodukte.
Kuhnhenne, M.; Pyschny, D.; Mehrtens, P.; Lüdecke, M.; Chaouat, L. (2025) Zum Einsatz von emissionsreduzierten Stahlprodukten in der Gebäudehülle. Stahlbau 94, H. 6, S. 308–324. https://doi.org/10.1002/stab.202500048