Langfristige temporäre Speicherung von biogenem Kohlenstoff in Gebäuden

Grundlagen für die EU-Zertifizierungsmethodik und technische Empfehlungen

Ein neuer EU-Bericht behandelt die Entwicklung einer EU-Zertifizierungsmethodik für die langfristige, temporäre Speicherung von biogenem Kohlenstoff in Gebäuden gemäß der CRCF-Verordnung (EU) 2024/3012. Ziel ist es, die technische Grundlage für die Zertifizierung von Bauprodukten und Gebäuden mit einer Lebensdauer von mindestens 35 Jahren zu schaffen. Die Methodik basiert auf den vier QU.A.L.ITY-Prinzipien: Quantifizierung, Additionalität, Haftung und Nachhaltigkeit. Sie definiert, wie der Netto-Kohlenstoffspeicher berechnet wird, indem die gespeicherte Menge mit einer Baseline verglichen und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen berücksichtigt werden. 

Das Papier stellt die Verknüpfung mit relevanten EU-Richtlinien und Normen dar, insbesondere der Energieeffizienzrichtlinie für Gebäude (EPBD), der Bauprodukteverordnung (CPR) sowie den EN-Normen für Lebenszyklusanalysen. Für die Quantifizierung werden Holz für tragende Strukturen und biobasierte Dämmstoffe als Hauptmaterialien betrachtet. Die Berechnung erfolgt auf Basis von Lebenszyklusmodulen A1 bis A5. Für Holz wird ein Baseline-Wert in kg CO₂ pro m² Nutzfläche vorgeschlagen, für Dämmstoffe ein Marktanteil biobasierter Materialien. Beispiele zeigen, wie zusätzliche Mengen berechnet und in CO₂-Äquivalente umgerechnet werden. 

Unsicherheiten sollen konservativ behandelt werden, wobei Mindestanforderungen an die Datenqualität gelten. Nachhaltigkeitskriterien orientieren sich an der EU-Taxonomie und beinhalten unter anderem den Ausschluss fossiler Brennstoffe, Klimarisiko-Screenings, Wasserverbrauchsgrenzen, Recyclingquoten und Schadstoffgrenzen für Dämmstoffe. Zudem dürfen Gebäude nicht auf ökologisch sensiblen Flächen errichtet werden. 

Für die Haftung wird eine Mindestlagerzeit von 35 Jahren festgelegt, ergänzt durch Monitoring alle fünf Jahre. Zertifikate können entweder vollständig zu Beginn oder in Intervallen ausgegeben werden, wobei die Haftungsanforderungen je nach Ausgabeform variieren. Empfohlen wird die Harmonisierung mit bestehenden EU-Vorgaben, die Entwicklung standardisierter Baselines und die Integration von Nachhaltigkeits- und Haftungsmechanismen. Der Fokus liegt auf Holz und biobasierten Dämmstoffen als zentrale Elemente für die Kohlenstoffspeicherung. 

 


European Commission: Directorate-General for Climate Action and Viegand Maagøe (2025) Technical assessment paper (TAP) for long-term temporary biogenic carbon storage in buildings (with certification rules report). Publications Office of the European Union. 

https://data.europa.eu/doi/10.2834/2853440

Jobs

ähnliche Beiträge

Europäische Regeln für die Wiederverwendung von Stahlbauteilen 

Bericht zu Wiederverwendung von Stahlbauteilen im Bauwesen als zentrale Maßnahme zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und zur Förderung der Kreislaufwirtschaft.

Praxisbeweis für zirkuläres Bauen am ehemaligen Flughafen Tegel 

CRCLR HUT 2.0 eröffnet – aus mikro-modularen Holzbausteinen und zugleich ein Reallabor für das Bauen der Zukunft.

Deutschland braucht Tempo bei CO₂-Entnahme 

Sonst ist Klimaneutralität bis 2045 kaum erreichbar.