Effizientes Bauschutt-Recycling

Trennung der Bestandteile mit Kamera und KI

Werden Gebäude abgerissen oder Straßen aufgerissen, bleiben oft mineralische Bauabfälle zurück – laut dem Umweltbundesamt waren es 2020 mehr als 220 Mio. t allein in Deutschland. Das Start-up Optocycle aus Tübingen entwickelt mit Förderung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ein System, das per Kameras und künstlicher Intelligenz Bauabfälle klassifiziert. So sollen die unterschiedlichen Bestandteile des Bauschutts besser voneinander getrennt und dadurch effektiver wiederverwertet werden können.

Die Gründer des Start-ups Optocycle, Max-Frederick Gerken und Lars Wolff (v.l.), entwickeln ein System, das automatisch unterschiedliche Bestandteile von Bauabfällen erkennt
Quelle: Optocycle

Potenzial stofflicher Wiederverwertung von Bauschutt mehr ausschöpfen

Bauschuttbestandteile könnten bspw. zu Recyclingbeton oder Dämmstoffen verarbeitet werden
Quelle: Bernhard Hauke

Beton, Ziegel, Keramik, Kunststoff und Metall: Bauschutt besteht aus vielen verschiedenen Materialien, sog. Stofffraktionen. Deren Herstellung kostet Ressourcen sowie Energie und verursacht erhebliche klimaschädliche Treibhausgase (THG). Allein auf die Zementproduktion entfallen derzeit etwa 8 % der globalen Kohlendioxidemissionen. Wichtig ist daher, dass nach einem Gebäudeabriss so viele Bauabfälle wie möglich hochwertig recycelt werden. Das Problem: Der Bauschutt wird meistens per Lastwagen zu Entsorgungsbetrieben transportiert und dort ohne digitale Hilfsmittel klassifiziert. Ein automatisches Sortieren der Bauabfälle nach recycelbaren und schadstoffarmen Materialien könnte Kosten einsparen, wäre präziser und ganz im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft. Bauschutt wird jedoch derzeit zu einem großen Teil niederwertig für den Straßen- und Deponiebau sowie zum Verfüllen von stillgelegten Tagebauen verwendet. Dabei lässt sich das Potenzial zum Einsparen von Rohstoffen und Treibhausgasemissionen durch ein Wieder- und Weiterverwerten im Hochbau viel besser ausschöpfen. Bestimmte Bauschuttbestandteile könnten bspw. zu Recyclingbeton oder Dämmstoffen verarbeitet werden.

Optocycle will Bauschutt-Recycling mithilfe künstlicher Intelligenz vereinfachen

Damit in Zukunft mehr Abbruchmaterial wieder zu hochwertigen Produkten verarbeitet werden kann, entwickelt Optocycle ein System, das automatisch unterschiedliche Stofffraktionen erkennt. Zuerst nehmen Kameras Bilder des Bauschutts auf, z.B. von einer Lastwagenladung oder einem Förderband. Die entwickelte Software bestimmt dann durch optische Auswertung der Bilder mittels künstlicher Intelligenz die stoffliche Zusammensetzung des Materials. Abbruchunternehmen, Entsorgungsbetriebe oder Rohstoffproduzenten können das System entweder kaufen oder mieten und in üblichen Fahrzeugwaagen montieren.

Pilotanlage des Erkennungssystems im Betrieb von Umweltpreisträger Walter Feeß

In der Nähe von Stuttgart im Betrieb von Walter Feeß, der als Wegbereiter für Recyclingbeton von der DBU 2016 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet wurde, ist die Einfahrtswaage bereits mit einer Optocycle-Pilotanlage ausgestattet und unterstützt die Mitarbeitenden bei der Sortierung und Analyse verschiedener Stofffraktionen. „Durch genaue Aussagen über die Zusammensetzung von Bauschutt ermöglicht unsere Technologie eine optimale Nutzung von Abbruchmaterial“, sagt Optocycle-Gründer und Geschäftsführer Max-Frederick Gerken. Durch eine solche umfassende Kreislaufwirtschaft werden Ressourcen effizienter genutzt sowie der Verbrauch von Rohstoffen und Abfall reduziert. Zudem könnte Optocycle durch die im August in Kraft getretene Ersatzbaustoffverordnung für Entsorgungsfirmen interessant werden, z.B bei Annahme- und Qualitätskontrollen. Es ist geplant, das Erkennungssystem auf die Analyse von Bio- und Papierabfällen zu übertragen.

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