Nachhaltige Materialinnovation für Netto-Null in der Baubranche

Bisher liegt ein großer Fokus der Dekarbonisierungsstrategien der Baubranche auf der Steigerung der Energieeffizienz und der Emissionsreduktion in der Betriebsphase von Gebäuden. Doch 30-50 % der Emissionen entstehen bei der Gewinnung, Herstellung und Verarbeitung von Baumaterialien. Für eine nachhaltige Bauwende müssen die CO2-Emissionen im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden – vom Bau über den Betrieb bis hin zur Rückführung der Baustoffe in den Materialkreislauf.
Es braucht heute anwendbare, skalierbare Technologien und Materialinnovationen, um auch die Emissionen dieser sogenannten „grauen Energie“ zu senken.
Für die Erreichung der Netto-Null-Ziele sind dazu, neben massiver Emissionsreduktion, auch Technologien notwendig, die aktiv CO2 aus der Atmosphäre entfernen. Sogenannte Negativ-Emissions-Technologien können zum einen die erforderliche Geschwindigkeit der Emissionsreduktion voranbringen und zum anderen auch eine Lösung für unvermeidbare Restemissionen sein. Negative Emissionen beschreiben den Prozess der aktiven CO2-Entnahme aus der Atmosphäre. Auf Basis dieser Technologien können innovative Materialien entstehen, die mehr CO2 speichern, als bei der Herstellung der Produkte freigesetzt wird.

CarStorCon Technologies hat einen Zusatzstoff entwickelt, der den CO2-Fußabdruck von mineralischen Baustoffen senken oder sogar negativ machen kann. Durch die Einbringung des Additivs in die bestehende Rezeptur wird gespeicherter Kohlenstoff dauerhaft gebunden und der Atmosphäre entzogen. Es ist kein gesondertes Verfahren notwendig, daher können bestehende Anlagen und Einbringungsmechanismen nahtlos genutzt werden.

Seit 2022 hat CarStorCon gemeinsam mit seinen Kund:innen aus dem privaten und öffentlichen Bereich über 10.000 m³ Beton realisiert und damit mehr als 600 t CO₂ permanent gebunden. Zu den umgesetzten Projekten gehören Betonbodenplatten, Wände und Decken, Sichtbetonwände, Betonfertigteile und Pflastersteine.

Basis der Technologie ist das entwickelte Additiv Clim@Add. Es besteht aus bis zu 90 % technischem Kohlenstoff, der bei der thermochemischen Umwandlung von Biomasse anfällt. Durch das spezielle Verfahren wird der in den Reststoffen gebundene Kohlenstoff, welchen die Pflanzen im Laufe ihres Lebens durch Photosynthese umgewandelt haben, permanent gebunden. Da der gebundene Kohlenstoff keine erneute Verbindung mit Sauerstoff eingehen kann, spricht man auch von CO2-Senken.

Das Additiv lässt sich problemlos verarbeiten, ist pumpfähig und bietet eine bessere Verarbeitung bei hohen Außentemperaturen. Die fertigen Produkte stehen ihren Referenzprodukten in nichts nach: die Betonprodukte weisen gleiche oder bessere Druckfestigkeiten auf und zeigen eine verminderte Wasseraufnahme. Durch die große Vielseitigkeit ist das Potenzial des Materials enorm, da sowohl die eingebrachte Menge als auch die Art der Anwendung flexibel auf Rezeptur und Kundenwunsch angepasst werden können. Entsprechende Rezepturoptimierungen können auch zu Zementreduktionen führen.

Bei der Einbringung des technischen Kohlenstoffs in Beton und Asphalt geht der Kohlenstoff eine dauerhafte Verbindung mit der Produktmatrix ein. Die entstehenden Kohlenstoff-Senken sind permanent und können sogar über die Lebensdauer der Produkte hinaus bestehen bleiben. Recycelte Betonwaren können dem Materialkreislauf erneut zugeführt werden.

Viele der Negativ-Emissions-Technologien benötigen weitere Forschungs- und Entwicklungsaufwände oder Infrastrukturanpassungen. Im Gegensatz dazu: Die Einbringung von technischem Kohlenstoff ist eine der anerkannten Negativ-Emissions-Technologien, die bereits heute angewandt wird, geringe Investitionskosten hat und als Anlagenerweiterung in bestehende Systeme integriert werden kann. Zudem ist die Technologie mit anderen Nachhaltigkeitslösungen kombinierbar. Gemeinsam mit Emissionsreduktion, Effizienzmaximierung und auch Maßnahmen wie Recycling und Wiederverwertbarkeit von Baustoffen im Sinne der Kreislaufwirtschaft kann eine Bauwende ganzheitlich gelingen.


Informationen und Referenzprojekte unter www.carstorcon.technology

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