Der Vorbesitzer hatte die Villa einer Bank verkauft, weil der Kostenvoranschlag für die Sanierung von 1,2 Millionen Euro nicht zu stemmen war. Die Bank versuchte einen neuen Anlauf, das denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren. Und fand in einem Stuckateur und einer Architektin ein Team, dass den Auftrag komplett für 635.000 Euro abwickeln konnte.
Denkmalgeschützte Villa mit Strahlungsheizung
Zu tun war an der Gründerzeitvilla genug: Neben der Dämmung der Gebäudehülle vom Keller bis zum Dach inklusive Fenstertausch stellte insbesondere die Heizungssanierung eine spezielle Herausforderung dar. Ursprünglich war vorgesehen, die alte Gasheizung durch eine Luft-Wasser-Wärmepumpe zu ersetzen. Für einen möglichst effizienten und wirtschaftlichen Betrieb benötigt diese allerdings niedrige Vorlauftemperaturen um 35 bis 40°C. Damit verbunden wäre der Austausch der alten Radiatoren gegen moderne Niedertemperatur-Heizkörper gewesen. Der Einbau einer Fußbodenheizung war aufgrund des rückzubauenden Estrichs und der Anpassungsarbeiten bei den Türstürzen und Treppen als zu aufwändig eingeschätzt worden.

Quelle: naturbo

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Da man aber den Vorzug einer angenehmen Strahlungsheizung nicht missen wollte, kam ein Wand-/Deckenheizungssystem zum Zuge. Der Vorteil lag auf der Hand: Da die Außenwände ohnehin innenseitig gedämmt werden mussten, bot sich hier eine Innendämmplatte aus 60 mm Holzweichfaser an, in die bereits ein Heiz-und Kühlrohr integriert und die mit 10 mm Lehm verputzt ist.
Da man aber den Vorzug einer angenehmen Strahlungsheizung nicht missen wollte, kam ein Wand-/Deckenheizungssystem zum Zuge. Der Vorteil lag auf der Hand: Da die Außenwände ohnehin innenseitig gedämmt werden mussten, bot sich hier eine Innendämmplatte aus 60 mm Holzweichfaser an, in die bereits ein Heiz-und Kühlrohr integriert und die mit 10 mm Lehm verputzt ist.
Für die Deckenheizung war indes aufgrund der umlaufenden und aufwendigen Stuckverzierungen, die aus denkmalpflegerischer Sicht unbedingt zu erhalten waren, eine besondere Konstruktion vonnöten: Deckensegel mit 17 mm Holzweichfaserplatte und integriertem Heiz-und Kühlrohr und 13 mm Lehmputz wurden erstellt und um 15 cm abgehängt montiert. Sie halten ringsum einen Abstand von etwa 20 cm zu den Stuckverzierungen ein und werden oberseitig mit Vor- und Rücklauf über das Zwischenbalkengefach angefahren. Bei den Decken im Dachgeschoss konnte auf Deckensegel verzichtet werden. Hier wurden Deckenheizungsplatten direkt als Abschluss der inneren Bekleidung der mit 22 cm Holzweichfaser gedämmten Sparrenebene montiert.
Einfache Montage, schneller Bauablauf
Das Heizsystem – egal ob an Wand oder Decke montiert – liefert bei 40 °C Vorlauftemperatur und einer Raumtemperatur von 20 °C eine Heizleistung von ca. 110 W/m2. Deshalb ist es in der Regel ausreichend, wenn die Heizfläche im Raum ca. 40 % der Grundfläche entspricht. Die in die Platten integrierten, wassergeführten Heizrohre – die sommers auch kühlen, indem sie von kaltem Wasser durchströmt werden – sind auf einer Trägerplatte aus Holzweichfaser montiert und bereits ab Werk mit einer Lehmschicht überzogen. Das vereinfacht die Montage auf der Baustelle immens: Die Platten werden auf Wände aus Mauerwerk geklebt oder auf eine Unterkonstruktion geschraubt. Die bei diesem Objekt verbauten Heizplatten werden während der Montage außerdem über gesteckte Presskupplungen verbunden und anschließend verpresst sowie auf Dichtigkeit geprüft. Ganz so wie beim klassischen Trockenbau werden danach die Stöße verspachtelt und mit einer Oberfläche aus feinem Lehm-Finishputz versehen.
Ökointelligentes Raumklima
Das System ermöglichte nicht nur eine energie- und kosteneffiziente Sanierung. Es liefert auch ein hervorragendes Raumklima, das sich aus verschiedenen Aspekten speist: Die Strahlungswärme des Heizsystems sorgt für Behaglichkeit. Sie wirkt stressmindernd und ist gesund. Die Raumkühlung über das System geschieht ohne Zugluft und geräuschlos. Durch das hervorragende Feuchtemanagement von Lehmputz spielt eine etwaige temporäre Tauwasserbildung keine Rolle. Darüber hinaus sorgt der Lehmputz für eine gesunde, ausgewogene Luftfeuchte. Seine Absorptionsfähigkeiten im Hinblick auf Geruchsstoffe und Schadstoffe liefert einen weiteren Beitrag zum guten Raumklima.
Nachhaltigkeit durch maßvolle Veränderungen
Trotz umfassender weiterer Sanierungsarbeiten wie der erneuerten Holzverschalung an der Fassade sowie dem Einbau neuer Elektro- und Sanitärleitungen nebst Neugestaltung der Bäder blieb die innere Struktur der Gründerzeitvilla nahezu gleich. Nach wie vor finden sich unter dem Dach drei Wohnungen mit nur leicht veränderten Grundrissen: Die Bäder wurden teilweise vergrößert, Küche-, Ess- und Wohnbereiche zusammengefasst, wo sich dies angeboten hat. Die alten Türen und Bodenbeläge sowie alles andere noch verwendbare „Material“ hat man erhalten, aufgefrischt und mit Naturölen neu versiegelt.

Quelle: naturbo

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Das Sanierungsprojekt zeigt, wie sich die sensible Modernisierung und energetische Ertüchtigung eines denkmalgeschützten Gebäudes wirtschaftlich und unkompliziert umsetzen lässt.
Daten aus dem Energieausweis des sanierten Gebäudes:
Endenergiebedarf: 22 kWh/(m²a)
Primärenergiebedarf: 39 kWh/(m²a)
Gebäudenutzfläche: 598 m²
Energetischer Standard: Effizienzhaus 70 EE