Ein Beitrag nachhaltiger Baukultur
Das Buch Casa Rossa Chemnitz ist eine Hommage an den respektvollen Umgang mit historischer Bausubstanz und die Einbindung in eine nachhaltige Stadtentwicklung. Dokumentiert wird die Wiederbelebung eines drei Dekaden leerstehenden Gründerzeitgebäudes in Chemnitz.
Am Anfang steht der Wunsch der Architekt:innen, einmal von A bis Z etwas selbst zu machen, selbst zu entscheiden, selbst Bauherr und Bauherrin zu sein. Dann folgt der Prozess des Findens und Ersteigerns, die Inbesitznahme. Und nun? Mit welchen einfachen Mitteln würde es möglich sein, die Bausubstanz weitestgehend zu erhalten und dennoch das Gebäude in die heutige Zeit zu versetzen? Ebenso ist die Einsparung von grauer Energie und CO₂ und besonders der Einsatz nachhaltiger Baustoffe und Bauprozesse ein zentrales Anliegen. Das Konzept dazu ist durchaus ungewöhnlich. Ob rohbauartige Ästhetik, Wohnräume ohne Türen oder ein schmales Bad mit eingelassener Badewanne Interesse am Immobilienmarkt wecken?
Es geht mit einer Standortbestimmung weiter. Was zeichnet eigentlich diese zu Unrecht etwas ins Hintertreffen geratende Stadt Chemnitz aus? Das Gründerzeitviertel Sonnenberg, ein heruntergekommenes ehemaliges Arbeiterquartier, hat ob der Lage und Bausubstanz enormes Potential. Das Quartier und das Haus aus der Gründerzeit führen zu den Einfach Bauen-Erkenntnissen von Thomas Auer und Florian Nagler.
Dem folgt ein kleiner Rundgang durch die unsanierte Quasiruine. Mit wenigen, kleinen Eingriffen werden nun die Grundrisse geöffnet, größere Wohnungen geschaffen, Terrasse, Balkon oder Dachterrasse hinzugefügt. Die Abbruchziegel werden wiederverwendet, neue sind nicht erforderlich. Die maroden Holzbalkendecken werden durch Ziegeleinhangdecken ersetzt. Der Dachstuhl wird erneuert und zum Hof hin aufgeklappt. Die Leitidee von Fassadengestaltung und Innenausbau lässt sich leicht zusammenfassen: Ziegel – Casa Rossa eben.

Das Buch Casa Rossa Chemnitz ist in der Tat ein inspirierender und authentischer Beitrag zur nachhaltigen Baukultur. Detailreich und gut verständlich werden sowohl die Fachleute der Immobilien- und Baubranche angesprochen wie auch alle, die sich für Baukultur, Bestandserhalt und die Wohnungsfrage interessieren. Das kleine Rote hat Bauwende-Lieblingsbuch-Potenzial.