A4F konstruktiv

Die Souveränität des guten Bauens

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Die politische Lage in der Welt ist in den letzten Monaten wieder ein gutes Stück weit schwieriger geworden. In den USA hat Donald Trump seine zweite Amtszeit angetreten, und beim Verfassen dieser Kolumne ist die Bundestagswahl gerade ein paar Tage her. Es bleibt abzusehen, welche Bundesregierung sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aus den Koalitionsgesprächen gebildet hat.

Trotz der viel gescholtenen Performance der vergangenen Ampelregierung überwog doch zumindest bei denen, die dem Team Scholz und Habeck wohlgesonnen waren, während dieser Legislaturperiode das Gefühl, inmitten der sich zusehends verschärfenden globalen Unordnung Teil eines Nationalstaats zu sein, dessen Regierung der Vernunft und Menschlichkeit die Treue hielt. Ob sich die neue Regierung von Friedrich Merz weiterhin diesem Kurs unter konservativer Flagge verschreibt oder aus Furcht vor Fehltritten eine regressive Kehrtwende macht, lässt sich vielleicht schon erahnen. Auf das Unerwartete zu hoffen, ist jedoch nie verkehrt.

Die Frage, die sich auch im Hinblick auf die erneute Abkehr der USA vom Pariser Klimaabkommen und die möglichen Einschränkungen des neuen Bundestags hinsichtlich Klimaschutz und -anpassung stellt, ist, ob man auf die Bedingungen für eine sozialökologische Transformation in den nächsten Jahren seitens der Regierung noch zählen sollte. Wenn man Merz Glauben schenken darf, lässt sich vielleicht vermuten, dass er versuchen wird, gemäß seinen Ankündigungen großzügige Steuerentlastungen in allen Unternehmensbereichen anzustoßen und moderate Drosselungen an den fossilen Technologiezweigen vorzunehmen, um Wachstum und Klimaschutz mit einer Klappe zu schlagen. Eine blumige Zeit dürfte allen Arbeitnehmern und sozialen Bereichen jedoch nicht bevorstehen. Soweit das andere. Nun zum Konkreten.

Nachhaltiges Bauen und Wirtschaften hat in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Die Produktionskosten für Photovoltaik sind weit stärker gesunken als erwartet und das IPCC macht in jedem ihrer Berichte deutlich, dass das Potenzial von Solarenergie, den globalen Energiebedarf zu decken, einen überwältigenden Vorrang vor allen anderen Energiereserven hat. Die Investitionen in nachhaltige Entwicklung haben zudem eine Vielzahl von Innovationen angeschoben und die Verbreitung ökologischer Ideen im Mainstream populär gemacht, die vorher einer kleinen Avantgarde und Idealisten eigen waren. Schneller, als die rechtlichen Rahmenbedingungen und die technische Infrastruktur in der Lage waren nachzukommen, hat sich eine kulturelle und ökonomische Entwicklung zugetragen, deren Ausblick in die Zukunft sich trotz des autoritären Backlashs in der Welt erwartungsgemäß nicht umkehren wird. Es ist natürlich nicht zu rechtfertigen, dass der Ausbau der globalen Energiewende erst unter dem Profitstreben der Märkte sein exponentielles Potenzial realisiert und dieses zudem von autoritären Regimen maßgeblich mitgetragen wird. Doch dass diese Entwicklung sich in den Statistiken dennoch beobachten lässt, deutet in die richtige Richtung und ist v. a. dem Streben jener Vorreiter zu danken, die bereits vor dem gesellschaftlichen Wandel willens waren, sich mit Blut, Schweiß und Tränen zukunftsweisenden Lebensweisen zu widmen.

Die lehrreiche Erkenntnis ist, dass es sich immer gelohnt hat, sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt für Lösungen einzusetzen, die nicht unmittelbar gewinnbringend scheinen. Letzten Endes führen diese kumulativen Effekte dazu, dass der Markt dem seinen Tribut zollt.

Die tägliche Prämisse sollte immer lauten: So gut wie nötig, aber besser als möglich.

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