
Foto: Stefan Hähnel
Die neue Bauministerin Verena Hubertz lässt sich auf Social Media zitieren, es gäbe nur eine Lösung, die langfristig hilft & das ist: Bauen, bauen, bauen. Da frage ich mich: Reicht nicht einmal bauen und dafür auch Umbauen, Umnutzen, Sanieren & Aufstocken; ergänzt mit Gemeinnützigkeit und weniger Bodenspekulation? Das eigentliche Interview ist differenzierter, dreimal Bauen kommt gar nicht vor, dafür Gebäudetyp E – einfach und experimentell bauen – oder bessere Finanzierungsbedingungen für bezahlbaren Wohnraum. Beides ist natürlich richtig und letzteres kommt garantiert auch in der Breite gut an. Also bedeuten gute (Bau-)Preise auch gute Besserung in Sachen langfristig bezahlbar wohnen? Sicher muss die soziale Dimension der Nachhaltigkeit immer mitgedacht werden, allerdings auch nicht alleine, sondern bezogen auf eine zukunftsfeste Qualität. Denn wenn, wie im Koalitionsvertrag angekündigt, CO2-Effizienz statt Energieeffizienz zentrale Steuerungsgröße wird, so führt einerseits eine vermutlich steigende CO2-Bepreisung auch bald zu steigenden Nebenkosten für unsanierte Bestandsbauten oder Neubauten ohne entsprechende Anforderungen. Andererseits garantiert CO2-Effizienz alleine, weil auch erneuerbare Energie nicht kostenfrei zu haben ist, noch keine günstigen Betriebskosten, vermutlich zumindest kurzfristig eher das Gegenteil. Also sind wir immer noch bei der sozialen Dimension. Doch besser nachhaltig bauen?
Wenn es machbar ist, klimaschonend und trotzdem günstig zu bauen, sind dann klimafreundlich-Bauende besonders clever?
Das gängige Aber ist, dass klimafreundliches Bauen teuer und nur etwas für Besserverdienende sei. Ist das wirklich so simpel? Eine aktuelle Auswertung der DGNB von mehr als zwei Dutzend Wohngebäuden zeigt jedoch, dass es gut möglich ist, mit niedrigen Kosten Wohngebäude zu errichten und zu betreiben, die nur geringe CO2-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus verursachen. Wenn es also machbar ist, besonders klimaschonend und trotzdem günstig zu bauen, sind dann klimafreundlich-Bauende vielleicht sogar besonders clever? Auch gilt wohl, dass es keine grundlegende Korrelation zwischen höheren Baukosten und niedrigeren CO2-Emissionen im Betrieb gibt, eher ein Defizit an entsprechendem praktischem Wissen sowie an performanceorientierten Vorgaben. Anders herum bedeuten zu niedrige Baukosten oft auch deutlich höhere Betriebskosten. Bauen, Bauen, Bauen und das möglichst günstig kann also am Ende, über den gesamten Lebenszyklus betrachtet, arg teuer sein, auch wenn es erstmal nicht so aussieht. Und ist dann klimafreundlich, also in Summe clever und kostengünstig bauen, nicht fairerweise etwas für alle?
Bekanntermaßen schützen weder Unwissenheit noch der Mangel an einfachen Regeln oder Vorgaben vor der Strafe des nicht-clever-Bauens. Aber ist es nicht eine der vornehmsten Aufgaben einer Bauministerin und dazu von enormer Reich- und Tragweite hier endlich Abhilfe zu schaffen? Das ginge mit konsequenter Vermittlung und Förderung einer lebenszyklusorientierten Planung mit sowohl ökologischen als auch ökonomischen Aspekten, die am Ende auch die soziale Seite bedienen. Und gerne dazu einfache Regeln wie degressive CO2-Grenzwerte, welche gleichzeitig das gesamte Umbau-Thema mit fördern. So ließe sich die Zukunft unseres Landes tatsächlich progressiv (um)bauen. Das ist eine andere Form des Impacts und die Öffentliche Hand darf gerne voran gehen. Mein Wunsch: Statt dreimal Bauen lieber Bildung, Regeln & Bauen – dann klappt der Rest von alleine.