Nachhaltigkeit als Leitprinzip 

Vom frühen Planungsprozess bis zur Unternehmensberichterstattung 

Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft ist längst kein Add-on mehr, sondern zentraler Bestandteil verantwortungsvoller Planung, Ausführung und Unternehmensführung. Das zeigten zwei aktuelle ABE-Diskussionsrunden (Aachen Building Experts), in denen sich Fachleute aus Mitgliedsunternehmen zum einen über Nachhaltigkeit in der Projektplanung, zum zweiten über die neuen Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung austauschten. 

Nachhaltigkeit beginnt in Leistungsphase 0 

„Wer Nachhaltigkeit ernst nimmt, muss sie frühzeitig verankern“, mit dieser Kernbotschaft eröffnete Amani Badr von kadawittfeldarchitektur ihren Impulsbeitrag in der ersten Online-Session. Sie betonte, dass nachhaltiges Bauen nicht erst mit der Entwurfsplanung, sondern bereits vor Projektbeginn beginnt – in der sogenannten Leistungsphase 0. 

In dieser frühen Phase sind häufig noch keine Planungsbüros eingebunden. Umso wichtiger ist es, klare Ziele zu formulieren, Wissen über gesetzliche Rahmenbedingungen, Zertifizierungssysteme und Förderprogramme zu nutzen und eine starke Nachhaltigkeitskoordination aufzubauen, damit diese Beratung, Kommunikation und Controlling der geplanten Maßnahmen bündelt. 

Ein praktischer Ansatz: Nachhaltigkeitsworkshops zu Projektbeginn, in denen Bauherrschaft und Planungsteam gemeinsame Zielbilder entwickeln, schaffen Orientierung und sparen im weiteren Verlauf Zeit, Kosten und Konflikte. 

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die Nachfrage nach nachhaltigem Bauen einem Wandel unterliegt, von großer Begeisterung vor einigen Jahren hin zu einem stärkeren Fokus auf wirtschaftliche Machbarkeit und Fördermittel.  

Besonders bei Revitalisierungsprojekten zeigte sich, dass Bauherr:innen ohne eigene Nachhaltigkeitsexpertise auf kompetente Unterstützung angewiesen sind. Es bestand Einigkeit: Wenn keine Zertifizierung vorgesehen ist, heißt das nicht, dass Nachhaltigkeit auf der Strecke bleibt – im Gegenteil. Auch dann lassen sich gemeinsam mit dem Bauherrn eigene Schwerpunkte setzen und Projekte individuell nachhaltig gestalten – wirksam und projektgerecht. 

Nachhaltigkeit strategisch berichten: CSRD und VSME im Fokus 

Ein zweiter Themenschwerpunkt war die Nachhaltigkeitsberichterstattung im Zuge der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Expert:innen aus Mitgliedsunternehmen diskutierten über den aktuellen Stand der Berichtspflichten, die durch die EU-Omnibusregelung teils zeitlich gestreckt wurden, sowie über die praktischen Herausforderungen bei der Datenerhebung und -auswertung. 

Unternehmen, die nicht unmittelbar berichtspflichtig sind, beschäftigen sich zunehmend mit einer freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung nach VSME-Standard (Voluntary Standard for SMEs), um Transparenz zu schaffen und sich strategisch auf künftige Anforderungen vorzubereiten. 

Unternehmen, die derzeit Strukturen für ein belastbares Nachhaltigkeitsmanagement aufbauen, nannten übereinstimmend typische Herausforderungen: 

  • die Umfangs- und Relevanzbewertung der geforderten Daten 
  • unterschiedliche Datenqualitäten und Quellen 
  • heterogene IT-Systeme für unterschiedliche Aufgaben auch innerhalb desselben Unternehmens 
  • komplexe Abstimmungsprozesse in internationalen Organisationen. 

Trotz des hohen Aufwands herrschte Einigkeit: Die CSRD schafft Mehrwert. Sie fördert langfristige Nachhaltigkeitsstrategien und beschleunigt die Entwicklung CO₂-reduzierter Produkte und Prozesse. 

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