Katastrophenvorsorge geht nur nachhaltig

Bayerische Ingenieurekammer-Bau fordert digitale und ökologische Transformation der Bauwirtschaft

Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerische Ingenieurekammer-Bau
Quelle: Tobias Hase

Die Nachhaltigkeitsziele der UN und das UN-Sendai-Rahmenwerk zur Katastrophenvorsorge müssen in Einklang gebracht werden – das fordert die Bayerische Ingenieurekammer-Bau anlässlich des Internationalen Tages der Katastrophenvorbeugung am 13. Oktober. Katastrophenvorbeugung ist eine der zentralen Aufgaben unserer Zeit. Sie kann aber nur gelingen, wenn sie mit einer nachhaltigen Lebensweise verbunden wird.

Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau fordert eine beschleunigte digitale und ökologische Transformation der Bauwirtschaft, um die UN-Nachhaltigkeitsziele und die UN-Sendai-Ziele zu erreichen: „Die Bauwirtschaft muss nachhaltiger werden. Sie ist aktuell der Wirtschaftszweig mit dem größten Ressourcenverbrauch. Ein ‚Weiter so‘ ist nicht möglich“, sagt Kammerpräsident Prof. Dr. Norbert Gebbeken. „Wir dürfen nur so viel Material in den Stoffkreislauf einbringen, wie wirklich nötig ist – und dieses müssen wir effizient nutzen. Zu lange wollte die Gesellschaft Wachstum – doch jedes Wachstum hat Grenzen. Und die planetaren Grenzen sind unveränderlich. Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Umdenken“, erklärt Gebbeken.

Die Bauwirtschaft muss nachhaltiger werden. Ein ‚Weiter so‘ ist nicht möglich.

Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident Bayerische Ingenieurekammer-Bau

Doch auch Bauordnungen und Normen behindern die notwendige Transformation der Bauwirtschaft erheblich. Es braucht einen neuen Rechtsrahmen, der die Transformation rechtssicher macht, fordert die Bayerische Ingenieurekammer-Bau. Auch bei der Resilienz kritischer Infrastrukturen sieht die Kammer Nachholbedarf: „Die Anforderungen an Sicherheit, Resilienz und Nachhaltigkeit müssen gemeinsam berücksichtigt werden. Dies verlangt völlig neue Ansätze“, so Gebbeken.

Nachhaltig muss auch die Katastrophenvorsorge sein. „Baulich und städtebaulich müssen wir Antworten finden, damit wir nicht Ursachen für Katastrophen schaffen, sondern die Ursachen beseitigen. Wenn wir nachhaltig bauen, können wir Katastrophen vermeiden. Dazu braucht es multidisziplinäre Zusammenarbeit und Kompromissbereitschaft – sonst werden wir versagen“, warnt Gebbeken.

„Wir müssen die UN-Ziele der Nachhaltigkeitsagenda und des Katastrophenmanagements daraufhin abklopfen, wo es Überschneidungen, Synergien und möglicherweise Verstärkungs- und Beschleunigungseffekte gibt. Außerdem müssen mögliche Zielkonflikte identifiziert werden“, fordert Gebbeken und nennt das hochwasserangepasste Bauen als Beispiel für einen Zielkonflikt: „Nachhaltige Baustoffe sind natürliche Baumaterialien. Diese sind fast alle wasserempfindlich und können im hochwassersensiblen Bauen nicht verwendet werden. Den Konflikt hätten wir viel weniger, wenn wir in hochwassergefährdeten Gebieten nicht siedeln würden. Die natürliche Gefahr ist nicht das eigentliche Problem, sondern der Umgang damit.“

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