Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2021 für „Einfach Bauen“

Das Projekt Einfach Bauen im bayerischen Bad Aibling wurde mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur ausgezeichnet. Die Jury sieht in dem Projekt einen wichtigen Impulsgeber für die Planungsbranche und die Bauindustrie mit dem Potenzial, eine neue Bauentwicklung auch im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft zu starten. Die Preisverleihung fand im Rahmen des 14. Deutschen Nachhaltigkeitstages in Düsseldorf statt.

„Die Baubranche muss sich in Richtung Nachhaltigkeit wandeln. Das Projekt Einfach Bauen gibt hier im Sinne der Suffizienz einen wertvollen Impuls und zeigt auf vorbildliche Weise, wie wir in Zukunft bewusster bauen können“, erklärt DGNB-Präsident und Juryvorsitzender Prof. Amandus Samsøe Sattler. „Durch die wissenschaftliche Begleitung und die für die Öffentlichkeit frei verfügbare Dokumentation leistet das Projekt herausragende Pionierarbeit, die in der Planungs- und Baupraxis Spuren hinterlassen wird.“

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur 2021 geht an Einfach Bauen: DGNB-Präsident Prof. Amandus Samsøe Sattler und Anne Katrin Bohle, Staatssekretärin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, mit den Preisträgern Dr. Ernst Böhm (Gesellschafter B&O-Gruppe), Tilmann Jarmer (Projektleiter Florian Nagler Architekten/TUM), Prof. Thomas Auer (Geschäftsführer Transsolar/TUM)
Quelle: DGNB

Einfach Bauen als Wegweiser für eine nachhaltigere Baubranche

Im Rahmen des Projekts Einfach Bauen wurden mithilfe der Baustoffe Leichtbeton, Massivholz und Mauerwerk drei identische Gebäude gebaut. Diese zeichnen sich durch eine gezielte Reduktion von Baumaterial und einen vereinfachten Aufbau aus – beides wichtige Schlüssel für kürzere Bauzeiten und geringere Baukosten. Ebenso konnte das Recyclingpotenzial durch den Verzicht auf Fremdmaterialien um ein Vielfaches gesteigert werden.

Einfach Bauen, Bad Aiblingen
Quelle: Sebastian Schels

Die jeweils einschichtige, monolithische Wandbauweise dämmt ausreichend, die angestrebte klimatische Trägheit wird über die große thermische Speichermasse erreicht. Um die Heiz- und Lüftungstechnik auf ein Minimum zu reduzieren, wurden sowohl Volumen als auch Anteil der Fensterflächen über mehr als 2000 überprüfte Varianten optimiert. Darüber hinaus werden Konstruktion, Nutzerverhalten, Behaglichkeit und Raumklima über einen längeren Zeitraum hinweg vergleichend bewertet, wodurch das Projekt wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu Einsparungen in der Gebäudetechnik liefern wird.

Abgesehen vom Einsatz ressourcenschonender Materialien liegen im Verzicht auf komplizierte Haustechnik und in der Entwicklung neuer Konstruktionsweisen wichtige Hebel für eine CO2-neutrale Baubranche. Das Projekt Einfach Bauen bietet auch in dieser ­Hinsicht wichtige Impulse. Die Ergebnisse des Langzeitprojekts ­werden im Sinne des Wissenstransfers über eine Website kommuniziert, sodass das Projekt als Ausgangspunkt für eine neue und nachhaltige Bauentwicklung fungieren kann.

Die Beteiligten am Projekt Einfach Bauen
  • Bauherr: B&O Gruppe
  • Architektur: Florian Nagler Architekten
  • Begleitung: Forschungszentrum Einfach Bauen, TU München
  • Tragwerksplanung: merz kley partner
  • Energiekonzept: Transsolar KlimaEngineering
  • Bauphysik: Horstmann + Berger
  • Brandschutz: PHIplan

Casa Rossa und Recyclinghaus als weitere Finalisten

Neben Einfach Bauen hatten es noch zwei weitere Projekte unter die Finalisten beim diesjährigen Wettbewerb geschafft: Das sanierte Gründerzeitgebäude Casa Rossa in Chemnitz sowie das Recyclinghaus in Hannover, ein Einfamilienhaus, das die Möglichkeiten der Wiederverwendung von Baumaterialien umfassend auslotet. 

Das Casa Rossa war ein altes, marodes Gebäude in Chemnitz, das wieder zum Leben erweckt wurde. Bei der Sanierung des Gründerzeitgebäudes wurden die bestehenden Eigenschaften des Hauses mit den Ansprüchen der Gegenwart kombiniert. Die Energiewerte und die Ansprüche an großzügigen Wohnraum wurden durch innovative Ideen erfüllt. Die Spuren der letzten Jahrzehnte blieben erhalten, wodurch das außergewöhnliche Objekt seinen Charakter bewahrte. Die Jury sieht in dem unkonventionellen Umbauprojekt eine Pionierleistung der Umbauwende.

Casa Rossa, Chemnitz
Quelle: Steffen Spitzner für bodensteiner fest
  • Bauherr: Bodensteiner Fest Stroux
  • Architektur: bodensteiner fest Architekten BDA
  • Objektüberwachung: Mathias Taube
  • Bauphysik: IB Kundisch

Das Recyclinghaus in Hannover ist ein Prototyp für experimentelles Bauen und gleichzeitig ein Reallabor, um neue Möglichkeiten und Potenziale des Recyclings auszutesten. Es handelt sich um ein zweistöckiges Einfamilienhaus, das nicht nur aufgrund seines Erscheinungsbilds bemerkenswert ist. Recycelte Materialien, bereits vorhandene wiederverwendete Baustoffe und recycelbare Bauelemente sind die Grundsubstanz des außergewöhnlichen Gebäudes. Die Jury sagt: Eine vorbildliche Idee für ressourcenschonendes, nachhaltiges Bauen, die demonstriert, was heute bereits möglich ist.

Recyclinghaus Hannover
Quelle: Olaf Mahlstedt
  • Bauherr: Gundlach GmbH & Co. KG
  • Architektur: CITYFÖRSTER architecture + urbanism
  • Tragwerksplanung: Drewes + Speth
  • Bauphysik: H2A – v. Heeren Habibi
  • Haustechnik: TGW GmbH
  • Vermessung: ahb Vermessung
  • Baugrund: Dr. Ing. Meihorst und Partner
  • Qualitätssicherung: IFB – Institut für Bauforschung

Weitere Informationen sowie die Jurybegründungen im Detail unter www.nachhaltigkeitspreis.de/architektur und www.dgnb.de/de/veranstaltungen/preise/dnp-architektur

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