Städtebaulicher Ideenwettbewerb Weissenhof 2027 entschieden

Lageplan
Entwurf: Schmutz & Partner mit Scala und Pfrommer + Roeder, alle Stuttgart

Der Offene städtebauliche Ideenwettbewerb – Weissenhof 2027 ist entschieden. Das internationale Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Dörte Gatermann hat fünf Preise und zwei Anerkennungen vergeben. Der erste Preis des Wettbewerbs ging an die Arbeitsgemeinschaft Schmutz & Partner Freie Architekten Innenarchitekten mit Scala Freie Architekten Stadtplaner und Pfrommer + Roeder, alle Stuttgart. Ausgelobt hatten den Wettbewerb die Landeshauptstadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg in Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27).

Im Jahr 2027 wird das Kulturdenkmal Weissenhofsiedlung 100 Jahre alt. Dieses Jubiläum ist der Anlass für die IBA’27. Im Mittelpunkt des städtebaulichen Ideenwettbewerbs stand die Frage nach einer zeitgemäßen städtebaulichen Weiterentwicklung der Weissenhofsiedlung samt ihres Umfelds. Dazu gehören u. a. die Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und die Brenzkirche. Der Wettbewerb startete im Januar 2022.

Visualisierung Erweiterung der Kunstakademie
Entwurf: Schmutz & Partner mit Scala und Pfrommer + Roeder, alle Stuttgart

Andreas Hofer, Intendant der IBA’27: „Der internationale Ideenwettbewerb zum Weissenhof ist für die IBA’27 eine Herzensangelegenheit. In ihrem heutigen Zustand sind die Siedlung und ihr Umfeld dem IBA-Ausstellungsjahr nicht gewachsen, sowohl logistisch für den erwarteten Besucheransturm als auch baukulturell. Wie aber kann sich der Weissenhof entwickeln, wenn die denkmalgeschützten Ensembles nicht verändert werden können? Auf die widersprüchlichen Einschränkungen des anonymen Wettbewerbs fanden vorwiegend lokale Planungsteams die besten Antworten. Als Schlüssel erwiesen sich dabei die Erweiterungspläne der Akademie und das hier vorgesehene Empfangs- und Besucherzentrum, das bis 2027 fertiggestellt sein soll. Es ermöglicht außerhalb der kleinteiligen Strukturen der Siedlung eine großzügige Empfangssituation, die räumliche Verhältnisse am Killesberg klärt und ganz praktische Probleme der Ankunft löst. Auf dieser guten Basis lässt sich jetzt eine freiräumliche, ökologische, verkehrliche und denkmalpflegerische Diskussion führen, wie sich der Weissenhof und die Brenzkirche in das neue Gefüge einordnen können, ohne dass sie ihre Geschichte verlieren.“

Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt bei der Landeshauptstadt Stuttgart: „Mit dem Ergebnis des Ideenwettbewerbs haben wir jetzt eine sehr gute Grundlage, das Weissenhofareal weiterzuentwickeln. Insbesondere dem öffentlichen Raum wird eine hohe Bedeutung zukommen. Wir haben jetzt auch eine klare Positionierung für das zukünftige Besucher- und Informationszentrum Weissenhof. Darauf werden wir aufbauen und die weiteren Planungsschritte zügig vorbereiten.“

Prof. Kai Fischer, Leiter der Abteilung Vermögen und Hochbau im Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg: „Ein international besetztes Teilnehmerfeld hat uns im Rahmen des städtebaulichen Ideenwettbewerbs wertvolle und nachhaltige Perspektiven aufgezeigt, wie wir das Quartier und für uns als Land den Campus der Zukunft weitergestalten können: die Ideenvielfalt schreibt den genius loci fort.“

Die Aufgabenstellung des Wettbewerbs war anspruchsvoll. Es galt, einen zeitgemäßen und respektvollen Umgang mit dem Bestand zu finden und gleichzeitig zukunftsweisende Ideen für die Siedlung und das Umfeld zu entwickeln. Auf ausdrücklichen Wunsch der Auslobenden und der IBA’27 sollten sich die Teilnehmenden am innovativen Geist der historischen Siedlung orientieren. Im Rahmen des Ideenwettbewerbs sollten die städtebaulichen Grundlagen für mehrere nachfolgende Bauvorhaben geschaffen werden. Dazu zählt insbesondere ein neues Besucher- und Informationszentrum am Eingang zur Weissenhofsiedlung, das bis zum Präsentationsjahr der IBA’27 errichtet wird und als zentrale Anlaufstelle fungieren soll. Darüber hinaus untersuchte der Wettbewerb den städtebaulichen Rahmen für eine Erweiterung der Akademie der Bildenden Künste und den Umbau und die Sanierung der Brenzkirche. Außerdem bietet sich das Grundstück Bruckmannweg 10 – eine kriegsbedingte Leerstelle mitten in der Weissenhofsiedlung – als Fläche für experimentelles Bauen an, analog zur Konzeption von 1927.

Insgesamt wurden 35 Beiträge eingereicht. Das Feld der Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer war international, Beiträge kamen u. a. aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Spanien, Polen, Bulgarien, Frankreich und den USA. Es gab mehrere länderübergreifende Arbeitsgemeinschaften.

Die Jury diskutierte die große Vielfalt der eingereichten Arbeiten mit dem Ziel, eine überzeugende und weiterführende Idee für den außergewöhnlichen Ort zu finden. Gemäß den Entscheidung des Preisgerichts haben die ersten Preisträger die Aufgabenstellungen des Wettbewerbs am besten gelöst.

Für das Preisgericht war ausschlaggebend, dass die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit vielschichtige stadträumliche und architektonische Verknüpfungen zwischen Akademie, Weissenhof- und Beamtensiedlung und der Brenzkirche schafft. Die bislang heterogene Situation wird durch den selbstbewussten und angemessenen städtebaulichen Vorschlag verbessert und aufgewertet, so die Jury. Der Entwurf setzt an den richtigen Orten kräftige bauliche Akzente und vervollständigt den Akademiecampus auf selbstverständliche und funktional überzeugende Weise. Ein terrassiertes Empfangsgebäude bildet mit einladender Geste den Auftakt zur verkehrsberuhigten Weissenhofsiedlung und zum Campus. Dort und gegenüber der Brenzkirche entstehen zwei neue Platzbereiche. Entlang der Stresemannstraße entwickeln sich die Neubauten der Akademie mit einem siebengeschossigen Gebäude als prägnantem Abschluss. Die Weissenhofsiedlung wird insbesondere entlang der Straße Am Weissenhof durch inszenierte Aussichtspunkte, sog. Stadtbalkone, Bänke und Baumgruppen aufgewertet.

Die weiteren Preise und Anerkennungen:

  • 2. Preis: Bottega + Ehrhardt Architekten GmbH, Stuttgart mit Koeber Landschaftsarchitektur GmbH, Stuttgart und Ute Meyer Stadtplanung
  • 3. Preis: UTA Architekten und Stadtplaner GmbH, Stuttgart mit Gutiérrez-Delafuente Arquitectos SLP, Madrid, Spanien
  • 4. Preis: Mäckler Architekten GmbH, Frankfurt am Main mit USUS Landschaftsarchitektur AG, Zürich, Schweiz
  • 5. Preis STUDIO CROSS SCALE, Stuttgart mit LAUX Architekten, München und Blank Planungsgesellschaft mbH, Stuttgart
  • Anerkennung: FFFW von Ferrari & Walter Architektenpartnerschaft mbB, Berlin mit Amelie Rost Architect, Berlin, Yellow Z – Abel Bormann Koch Architekten und Stadtplaner, Berlin und plancontext GmbH, Berlin
  • Anerkennung: metris architekten + stadtplaner, Heidelberg mit Steffen Becker, Freier Landschaftsarchitekt, Heidelberg

Ausstellung und öffentliche Diskussion

Die Pläne und Modelle aller 35 Wettbewerbsbeiträge sind bis zum 8. Juli von 10 bis 18 Uhr in der ehemaligen Stuttgarter Filiale von Conrad Elektronik im Postquartier, Eingang Kronenstraße 7, 1. OG, zu sehen.
Virtueller Rundgang durch die Ausstellung: www.weissenhof.wettbewerbe-stuttgart.de

Als Teil des dreitägigen IBA’27-Symposiums zum Umgang mit dem baulichen und ideengeschichtlichen Erbe der Moderne (29. Juni bis 1. Juli an verschiedenen Orten auf dem Weissenhof) werden die Wettbewerbsergebnisse zudem öffentlich vorgestellt und von internationalen Fachleuten diskutiert sowie großformatig im öffentlichen Raum der Weissenhofsiedlung ausgestellt.
Weitere Informationen: https://www.iba27.de/symposium-erbe-der-moderne

Auszüge der preisgekrönten Wettbewerbsentwürfe: www.iba27.de/wettbewerb-weissenhof-ergebnis

Jobs

ähnliche Beiträge

Nachhaltig bauen – ­Prozesse, Kosten, ­Förderungen

Neues Whitepaper der ORCA Software GmbH Anzeige Vor dem Hintergrund der...

Windenergieanlage aus Holz mit Stahlfundament

Auf der Suche nach noch besseren Lösungen in der regenerativen Energieerzeugung hat das schwedische Unternehmen Modvion einen innovativen Ansatz gewählt: Es baut 150–200 m hohe Windkraftanlagen aus Holz.

Modulbauweise als Game­changer für Nachhaltigkeit und Flexibilität

„Wir müssen umdenken und uns von den traditionellen Denkmustern lösen.“ Davon ist Frederik Illing überzeugt. Er erlebt als ­Geschäftsführer des Modulbau-Unternehmens Adapteo in Deutschland die Zeitenwende in der Bauindustrie.