Motor für Branche und Bauwende

Deutscher Umweltpreis für Unternehmerin Dagmar Fritz-Kramer

Baufritz-Geschäftsführerin Dagmar Fritz-Kramer
Quelle: Baufritz

Motor der Baubranche, Ökopionier, Vorreiter bei der Bauwende: Der mittelständische Allgäuer Familienbetrieb Baufritz macht vor, wie Klima- und Umweltschutz durch Fertigholzbau bei Häusern, Wohnungen und Sanierungen gelingt. Für diese Leistung erhält Baufritz-Geschäftsführerin Dagmar Fritz-Kramer den diesjährigen Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Fritz-Kramer teilt sich den Betrag mit Klimawissenschaftlerin Prof. Dr. Friederike Otto.

Pionierarbeit durch energieeffizientes und ökologisches Bauen

„Diplom-Ingenieurin Fritz-Kramer leistet mit ihrem Betrieb vorzügliche Pionierarbeit“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Diesen Beitrag zum energieeffizienten und ökologischen Bauen würdigt die DBU mit dem Deutschen Umweltpreis. Denn der Betrieb setze sowohl beim Neubau als auch bei Sanierungen und Aufstockungen von Gebäuden zentral auf den Baustoff Holz. „Ein exzellenter Klimaschützer, weil Holz große Mengen an Kohlenstoff speichert und so die Bildung von klimaschädlichem Kohlendioxid verhindert. Das ist fast so, als ob man einen zweiten Wald aus Häusern baut“, so Bonde. Das sei „genau die richtige Strategie, damit der Gebäudesektor klimaneutral wird, um so die internationalen Klimaziele zu erreichen“.

Gebäudesektor verursacht fast 40 % aller Treibhausgasemissionen in Deutschland

Das Potenzial ist tatsächlich beachtlich: Laut Gebäudereport 2023 der Deutschen Energie-Agentur (dena) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gibt es derzeit in Deutschland rd. 21,4 Mio. Gebäude, darunter ungefähr 2 Mio. sog. Nichtwohngebäude. Allesamt verursachen diese Immobilien hierzulande etwa 40 % der laut Umweltbundesamt-Statistik des Jahres 2022 bundesweit rd. 746 Mio. t Emissionen an klimaschädlichen Treibhausgasen (THG). Hauptursache für den hohen Anteil des Gebäudesektors ist der immense Altbestand hierzulande: Nahezu zwei Drittel der Gebäude wurden vor 1977 errichtet – also bevor eine Wärmeschutzverordnung die Dämmung von Dächern, Decken und Wänden vorschrieb. „Wir müssen Tempo machen bei der Sanierung“, so Bonde. Die Herausforderung: Die Europäische Union will bis 2050 klimaneutral sein, Deutschland schon bis 2045 – also ohne Ausstoß klimaschädlicher THG wie Kohlendioxid (CO2), der nicht anderweitig gebunden werden kann. Bonde: „Das schließt natürlich den Gebäudesektor ein, der aber gerade deshalb ein Riesenhebel für das Erreichen der Energiewende ist. Ein Schlüsselfaktor ist dabei die Holzbauweise.“ Laut einer Studie der Ruhr Universität Bochum eröffnen sich bereits bis 2030 Chancen, wenn man konsequent auf Holz als Baustoff setzt: Demnach könnten auf diese Weise allein in Deutschland binnen der nächsten sieben Jahre 42 Mio. t THG eingespart werden.

Urgroßvater Sylvester Fritz startete als klassische Landzimmerei

Alles nahm 1896 seinen Anfang, als Urgroßvater Sylvester Fritz eine klassische Landzimmerei gründete. Einige Dachstühle von damals gibt es heute noch im Allgäu. Großvater Johann Fritz kam seinerzeit die Idee, (Holz-)Bauteile in der Halle vorzufertigen – statt wie zuvor üblich auf der Baustelle. Dieses Verfahren wurde im Lauf der Jahrzehnte perfektioniert. Vater Hubert Fritz schließlich hatte den Gedanken, mit anfallenden Holzspänen energieeffiziente und gesundheitlich unbedenkliche Dämmung zu entwickeln. Nach viel Experimentieren und Tüfteln wurde es eine Kombination mit Soda und Molke, um Vorgaben für Ungeziefer- und Brandschutz zu erfüllen. Die Methode wurde Markenzeichen der Allgäuer – ebenso wie ein spezielles Holz-Stecksystem. Neu ist ein Energie-Wändemodul – eine Technikzentrale mit Schaltschrank, Stromspeicher, Lüftungsanlage, Trinkwasserverteilung oder Wärmeerzeuger und Waschmaschine. Dagmar Fritz-Kramer ist seit 2004 geschäftsführende Gesellschafterin im Familienbetrieb mit rd. 500 Mitarbeitenden und, für eine mittelständische Firma bemerkenswert, auch einem Bereich Forschung und Entwicklung.

„Sand so rar, dass er aus dem Meer gesogen werden muss“

Die DBU-Umweltpreisträgerin ist überzeugt, dass „die Bau- und Wärmewende in den nächsten zehn Jahren gelingt“, sieht dazu aber auch die Industrie in der Pflicht. „Noch verursacht die Baubranche fast zwei Drittel des Müllbergs in Deutschland. Da müssen wir ran“, so Fritz-Kramer. Neben Sanierung seien Recycling und Ressourcenschonung essenziell. „Sand ist mittlerweile so rar, dass er aus dem Meer gesogen werden muss“, sagt die Geschäftsführerin. Ihr Betrieb Baufritz verarbeitet in Zusammenarbeit mit Säge- und Hobelwerken im 120-km-Radius nach eigenen Angaben pro Jahr vor allem „heimisches Fichtenholz vor der Haustür“ – aus nahezu 11.900 m³ entstehen etwa 143.000 m² Fläche von Wänden über Dächer bis hin zu Decken. Fritz-Kramer: „Im Durchschnitt bedeutet jedes Baufritz-Gebäude eine CO2-Ersparnis von rd. 50 t. Das sind pro Jahr insgesamt etwa 12.000 t Kohlendioxid.“


Mehr über Baufritz und Dagmar Fritz-Kramer unter www.dbu.de/news/das-bauen-neu-denken

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