Schattenpreis für CO2-Emissionen vorgeschlagen

2. Nachhaltigkeitskonferenz der BAUINDUSTRIE – Verkehrswege nachhaltig bauen

Straße, Schiene, Wasserstraße – wie gelingt das klimaverträgliche Bauen unserer Verkehrsinfrastruktur? Auf der 2. Nachhaltigkeitskonferenz der BAUINDUSTRIE standen innovative bauindustrielle Lösungen für den Klimaschutz im Fokus. Die Vizepräsidenten Nachhaltigkeit Dr. Matthias Jacob (Implenia) und Verkehr Tim Lorenz (VINCI/EUROVIA) betonten, dass die konsequente Umstellung auf klimafreundliches Bauen nur gelinge, wenn gemeinsam mit der Politik und den öffentlichen Auftraggebern die Rahmenbedingungen geschaffen würden.

Im Anschluss daran stellte Dr. Moritz Püstow (KPMG Law) das Impulspapier Klimaverträglich bauen mit einem Schattenpreis für CO2-Emissionen – Wie die öffentliche Hand Bauprojekte ausschreiben kann, um ihre Klimaschutzziele zu erreichen vor. Ziel des Papiers ist es, mehr klimafreundliche Kriterien in der Vergabe zu berücksichtigen und v.a. die öffentliche Hand in ihrer Vorreiterrolle zu unterstützen, ihren Verpflichtungen nachzukommen, wie sie bereits seit 2019 im Klimaschutzgesetz verankert sind. Gleichzeitig möchte die BAUINDUSTRIE ihren Unternehmen den Weg ebnen, mehr klimaverträgliche Baustoffe und Bauverfahren anbieten zu dürfen und damit einen fairen Wettbewerb für klimafreundliche Bauleistungen voranzubringen.

Tim Lorenz: „Es ist wichtig, dass bei öffentlichen Ausschreibungen in Zukunft nicht nur die Bauleistung selbst, sondern auch die durch den Bau beeinflussbaren CO2-Emissionen in Form eines Schattenpreises in die Angebotsbewertung mit einfließen. Der wirtschaftlichste Bieter darf nicht länger der billigste sein. Er muss ein nachhaltiger Bieter sein. Das vermeidet auch ruinöse Unterbietungswettbewerbe, die heute jeglichen Innovationen im Weg stehen.“

Danach diskutierte nbau Chefredakteur Dr. Bernhard Hauke mit MinDirig. Dr. Thomas Gäckle (BMWK Wettbewerbspolitik und Vergaberecht), dem Leiter Einkauf Infrastruktur der DB AG Uwe Neumann, dem Leiter Vergaberecht Autobahn Sascha Häfner sowie dem Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE Tim-Oliver Müller, inwieweit Nachhaltigkeitskriterien in öffentlichen Ausschreibungen bereits Einzug erhalten haben. Erste Erfahrungen mit einem – allerdings zu niedrigen – CO2-Schattenpreis gibt es bereits bei der Autobahn. Das Interesse an dem pragmatischen Vorschlag war groß.

Nach der Pause gab es drei kurze Vorträge zu technischen Innovationen im Verkehrswegebau. Theo Reddemann, Geschäftsführer von Echterhoff, stellte schnell zu bauende Expressbrücken für geringe Spannweiten vor. Durch die kurze Bauzeit werden Verkehrsbehinderungen und damit zusätzliche CO2-Emissionen so stark reduziert, dass dies die CO2-Emissionen der Baukonstruktion überkompensiert. Dr. Thomas Stütze, Geschäftsführer der Havellandautobahn, und Thomas Paetzold, Vorstand W & F Ingenieurbau, erläuterten das BIM-Pilotprojekt, stellten den Zusammenhang zur Ermittlung von CO2-Emissionen her und warben für eine flächendeckende Einführung von BIM im Verkehrswegebau. Danach plädierte Thomas Groß, Geschäftsführer Hülskens Wasserbau, für Klimaschutz beim Wasserstraßenbau.

Beendet wurde die Konferenz mit einer politischen Paneldiskussion der verkehrspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Bundestagsfraktionen Thomas Bareiß CDU/CSU, Isabel Cademartori SPD, Stefan Gelbhaar Bündnis 90/Die Grünen und Bernd Reuther FDP mit Dr. Bernhard Hauke, bei der es um Ansätze für klimagerechte Mobilität ging. Auch das Impulspapier zum CO2-Schattenpreis wurde diskutiert.


Klimaverträglich bauen mit einem Schattenpreis für CO2-Emissionen
Wie die öffentliche Hand Bauprojekte ausschreiben kann, um ihre Klimaschutzziele zu erreichen – ein Impulspapier, erstellt im Auftrag des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie
https://www.bauindustrie.de/fileadmin/bauindustrie.de/Media/Veroeffentlichungen/2023_Impulspapier_Klimavertraeglich_Bauen_mit_einem_Schattenpreis_fuer_CO2_Emissionen.pdf

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