Klimaschutz im Gebäudesektor: Jetzt alle Schalter umlegen

Gutachten der Gebäude-Allianz zur Klimaziellücke

Der Expertenrat für Klimafragen hat im April seinen Prüfbericht zur Treibhausgasbilanz 2023 vorgelegt. Die Prüfung hat die deutliche Emissionsminderung im Gebäudesektor bestätigt. Damit konnte der Gebäudesektor sein Ziel aus dem Klimaschutzgesetz erstmals nahezu erreichen. Wegen der zeitgleich beschlossenen Reform des Klimaschutzgesetzes sind formal keine Sofortmaßnahmen zum Klimaschutz mehr erforderlich. Nichtsdestotrotz gibt es auch im Gebäudebereich eine Ambitionslücke in Sachen Klimaschutz.

Vor diesem Hintergrund stellt die Gebäude-Allianz die zentralen Ergebnisse eines Gutachtens zur Klimaziellücke im Gebäudesektor vor. Das Gutachten zeigt, dass der Gebäudesektor bei einem Weiter so bis 2030 insgesamt 84 Mio. t CO2-Äq. zu viel ausstößt. Einzelmaßnahmen sind nicht ausreichend, um die Lücke zu schließen. Damit der Gebäudesektor die Ziele des bisherigen Klimaschutzgesetzes einhalten kann, muss sich die Sanierungsquote verdoppeln und die Sanierungstiefe deutlich erhöhen. Außerdem braucht es einen Roll-out erneuerbarer Wärmeversorgung und eine verlässliche sowie langfristig planbare Förderkulisse, die Haushalte mit geringem Einkommen besonders in den Blick nimmt.

Andreas Holm, Leiter des Forschungsinstituts für Wärmeschutz (FIW), fasst das Gutachten wie folgt zusammen: „Die aktuellen Entwicklungen der THG-Emissionen im Gebäudesektor zeigen, dass der Trend in die richtige Richtung geht – nämlich, dass sie weniger werden. Allerdings erfolgt die Reduktion aktuell nicht schnell genug, sodass der Gebäudesektor damit die Klimaziele 2030 und 2045 verfehlen würde. Daher ist ein zusätzliches Maßnahmenpaket zwingend notwendig.“

Ergänzend dazu mahnt Jan Peter Hinrichs, Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG): „Die Sanierungsquote sinkt: Im letzten Jahr betrug sie 0,7 %. Tendenz weiter fallend. Es ist also sinnvoll, zuerst die energetisch schlechtesten Gebäude anzugehen. Da der größte Teil dieser Gebäude Ein- und Zweifamilienhäuser sind, müssen die Besitzer ausreichend sozial gestaffelt unterstützt werden. Auch das Handwerk und der Bausektor brauchen verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit, um die notwendigen Kapazitäten aufzubauen.“

Dr. Thomas Engelke, Leiter des Teams Energie und Bauen der Verbraucherzentrale Bundesverband, ergänzt: „Für den Mietwohnungssektor muss ein System der möglichst warmmietenneutralen Sanierung entwickelt werden, sodass die Klimaschutzmaßnahmen nicht weiter ein Wohnkostentreiber in einem ohnehin überhitzten Mietwohnungsmarkt sind.“


Klimaziellücke im Gebäudesektor

Untersuchung der Auswirkungen des aktuellen GEG-Kompromisses auf die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor in Deutschland
Kurzgutachten im Auftrag der Gebäude-Allianz (April 2024)
Klimaziellücke im Gebäudesektor

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