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Sanierung der Holzhafenklappbrücke in Hamburg
Die Holzhafenklappbrücke, ein historisches Wahrzeichen Hamburg Harburgs, wurde 1929/1930 erbaut und verbindet den Harburger Binnenhafen mit dem Entwicklungsgebiet im Westen. Die Brücke, die ursprünglich auch von Zügen genutzt wurde, soll zukünftig Fußgänger: innen und Radfahrer: innen dienen. Im Rahmen der Brückenprüfungen wurden zahlreiche Schäden festgestellt, darunter Pilzbefall, Rost und damit verbundene Querschnittsschwächungen an den Stahlbauteilen, sodass die Brücke bereits 1994 für den Kfz-Verkehr gesperrt wurde. Aufgrund der fortschreitenden Zustandsverschlechterung ist eine umfassende Sanierung erforderlich (Bild 1).
Die vorgesehene Sanierung wird nicht nur die strukturelle Integrität wiederherstellen, sondern soll auch nachhaltige Baupraktiken integrieren. Die Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft wurde durch den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer der Freien und Hansestadt Hamburg mit der Objekt- und Tragwerksplanung der Brückensanierung beauftragt. Das Bauvorhaben soll 2026 umgesetzt werden.
Konstruktion
Die Holzhafenklappbrücke ist eine Waagebalkenklappbrücke, die durch ihre historische und technische Bedeutung hervorsticht. Sie besteht aus drei Hauptteilen: dem stählernen Brückenbauwerk mit einer Spannweite von ca. 12 m, dem Bedienhaus und den Unterbauten. Der Überbau der Brücke ist als Trägerrost ausgebildet, bestehend aus Längs- und Querträgern, die die Tragkonstruktion für die Fahrbahn und die ehemalige Schienenkonstruktion bilden. Der Waagebalken, der mit einem Gegengewicht ausgestattet ist, ermöglicht das Öffnen der Brücke mit minimalem Kraftaufwand und somit den Zugang zum Holzhafen für die Schifffahrt. So wiegt der Waagebalken einschließlich Gegengewicht rund 57 t, während die Brücke rund 45 t umfasst. Die Unterbauten der Brücke bestehen aus tiefgegründeten Beton- und Stahlbetonbauteilen, die auf Holz- und Eisenbetonrammpfählen gegründet sind. Die Instandsetzung der Brücke umfasst die Erneuerung des Korrosionsschutzes, die Instandsetzung der Stahl- und Betonbauteile, die Erneuerung der Fahrbahnkonstruktion sowie die Modernisierung der Antriebstechnik, um die strukturelle Integrität und die historische Authentizität zu bewahren.
Nachhaltigkeitsaspekte der Sanierung
Ein zentrales Element der Sanierung ist die Wiederverwendung von Materialien beziehungsweise die Rückgewinnung von Ressourcen aus bestehenden Bauelementen (Urban Mining), um den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Im Rahmen der Sanierung wird der Waagebalken ausgebaut und der Überbau ausgehoben. Die Stahlkonstruktion wird durch Sandstrahlen entschichtet und das Grundmaterial freigelegt.
Nach dem Entschichten werden die Restdicken des Tragsystems gemessen und statisch bewertet. Bestehende Stahlbauteile sollen, soweit möglich, erhalten und instandgesetzt werden. Bei Unterschreitung der erforderlichen statischen Profilgeometrie werden diese Bauteile originalgetreu ersetzt. Die Nietverbindungen werden durch Passschrauben Garnituren in Nietoptik ersetzt. Die massiven Unterbauten sowie die Pfahlgründung bleiben erhalten und können weiter genutzt werden. Dies reduziert den Bedarf an neuen Materialien und die damit verbundenen Emissionen. Die ursprüngliche Fahrbahnplatte bestand aus einem Holzbelag, der seine Lebensdauer überschritten hat. Die neue Fahrbahnplatte wird als wartungsarme Stahlkonstruktion neu konzipiert, integriert hierbei jedoch die Bestandsschienen. Bei der Planung lag der Fokus in einer gewichtsneutralen Auslegung, um die Funktionalität weiterhin zu gewährleisten.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil ist die Erneuerung des Korrosionsschutzes. Die Stahlbauteile werden vollständig entrostet und neu beschichtet, um ihre Lebensdauer zu verlängern. Dabei wird die Altbeschichtung der Stahlbauteile, die Bleimennige enthält, sorgfältig entfernt und entsorgt, um Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu minimieren.
Darüber hinaus umfasst die Sanierung den Austausch der Fahrbahntafel sowie die Instandsetzung der Betonflächen und des Mauerwerks. Der Hauptantrieb und die Spitzenverriegelung werden unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes erneuert. Die neuen Antriebskomponenten sind als Nachbauten konzipiert und sind energieeffizient ausgelegt.
Die Planung erfolgt unter Anwendung der BIM-Methode. So wurde der Bestand einschließlich der bisherigen Sanierungsmaßnahmen in einem BIM-Modell abgebildet und um die vorgesehenen Sanierungsmaßnahmen erweitert (Bild 2). Die Maschinentechnik wurde als Fachmodell in die Planung integriert.
Zukunftsperspektiven
Die Sanierung der Holzhafenklappbrücke ist ein Modellprojekt für nachhaltiges Bauen. Durch die Integration von Recycling, Wiederverwendung und zirkulären Bauprinzipien wird nicht nur die historische Substanz erhalten, sondern auch ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet. Die Brücke wird nach der Sanierung wieder voll funktionsfähig sein und den Anforderungen des modernen Verkehrs gerecht werden, während sie gleichzeitig als Beispiel für nachhaltige Baupraktiken dient.
Dr.-Ing. David Osthoff, Standortleitung,
Schüßler-Plan Hamburg
Peter-Felix von Berg, M.Sc., Ingenieurbau,
Schüßler-Plan Hamburg