DGNB Sustainability Challenge 2025 Studentischer Sonderpreis
Brütende Hitze, wenig Schatten, dazu Großstadtlärm und Smog: Mit jedem Jahr wird der Klimawandel in unseren Städten spürbarer, die Sommer werden immer heißer –und anstrengender. Hitze stellt mittlerweile auch in Deutschland ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko für weite Teile der Bevölkerung dar.
Was wäre, wenn aus einem Parkplatz ein Raum der Abkühlung und Entspannung für hitzegeplagte Stadtbewohner werden könnte? Inspiriert von der vor mehreren tausend Jahren im alten Persien entwickelten Tradition der Windtürme, hat das Projektteam auf 10 m² Grundfläche eine zeitgenössische Interpretation eines Windturmes entwickelt. Mit übereinanderliegenden Kiefersperrholzplatten verkleidete Holzrahmen bilden das statische Gerüst des Turmes, der sich auf eine Höhe von knapp 6 Metern erstreckt. Kernelement sind die oben mittels eines Seilzugsystems angebrachten Windöffnungen. Von jeder Himmelsrichtung kann hier kühlender Wind in den Turm einströmen. Ein von der Decke abgehängter Windfang leitet den Wind ins Innere, wo der erzeugte Staudruck warme Luft aus den Öffnungen des Turmes hinaus drückt. Bei Windstille wirkt der Kamineffekt – kühle Luft wird von außen angesaugt während warme nach draußen entweicht. Auf verschiedenen Sitz- und Liegeplattformen können sich Passanten im Windturm niederlassen, sich entspannt zurücklehnen und den angenehm kühlen Luftzug genießen. Wandert der Blick nach oben in das Innere des Windfangs, der von einem Dachfenster überfangen wird, eröffnet sich ein zweiter, mit Licht gefüllten Raum.
Nach eingehender Detaillierung und Planung sämtlicher Anschlüsse und Fügungen war es an der Zeit die ursprüngliche Vision ins Leben zu holen. Anfang Juni 2024 begann die einwöchige Werkmontage in der Modellbauwerkstatt des Hauses Bauwesen an der Berliner Hochschule für Technik. Das motivierte Team bestehend aus Professor:innen, Mitarbeitenden sowie zahlreiche Studierende machte täglich Fortschritte bei der Vorfertigung der insgesamt sieben Einzelteile des Windturms. So wurden zunächst die vier Wandelemente, anschließend der Sockelrost und zuletzt das zweigeteilte Dach fertiggestellt. Die Konstruktion des Windturms wurde als Planung abgestimmt und dimensioniert. Als fliegendes Bauwerk war keine Baugenehmigung erforderlich. Die Standsicherheit wurde ebenso von Tragwerksplaner:innen bestätigt. Die Grundkonstruktion besteht aus vier ausgesteiften, tragenden Wandelementen, die auf einem Bodenrost stehen. Die Dachkonstruktion ist für den Transport zweigeteilt und auf den Wandelementen montiert. Alle Bauteile wurden in der Modellbauwerkstatt der BHT vorgefertigt und an den verschiedenen Standorten zum Windturm montiert.
Die Weiterentwicklung des Windturms als Ort der Abkühlung für überhitzte öffentliche Räume in unseren Städten wird als Forschungsthema weiterverfolgt. Hierzu wurde an der BHT im Mastermodul “Experimentelles Entwerfen und Konstruieren” bereits ein hochschulinterner Wettbewerb durchgeführt, bei dem drei Alternativen zu Windtürmen aus Lehm, Ziegel und Stroh entwickelt und prämiert wurden. Ziel ist es, aus diesen Alternativen einen neuen, bauphysikalisch optimierten Windturm 3.0 für den Einsatz auf unseren öffentlichen Plätzen zu entwickeln.
Mehr unter https://studiengang.bht-berlin.de/architektur/windturm-20