A4F konstruktiv

Architects for Future – Fundamente der Bauwende

Architects for Future – Fundamente der Bauwende

Inzwischen braucht niemand mehr Erläuterungen darüber, wie sehr die Klimakrise uns bedroht. Alle wissen es. Alle spüren es. Längst sind die Punkte überschritten, an denen es um Bekenntnisse zu einem umsichtigen Umgang mit Ressourcen oder weniger Umweltbelastung geht. Wir betreten schon den Bereich der kurativen Maßnahmen. Insgesamt vermissen wir jedoch die erforderlichen Maßnahmen, die zeigen, dass die Klimarelevanz der Baubranche erkannt wurde. Ökologische Alternativen zu den marktüblichen Bauweisen wurden lange belächelt und ignoriert. 

Die Fakten liegen auf dem Tisch: Der Gebäudesektor ist nicht nur für etwa 40 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Hälfte der CO2-Emissionen eines Gebäudes werden dabei bereits vor Nutzungsaufnahme emittiert [1]. Das CO2 für die Herstellung der Materialien des Neubaus wird außerdem sofort emittiert und ist somit für eine längere Dauer in der Atmosphäre wirksam als das sukzessiv im Betrieb ausgestoßene CO2 durch die Energieversorgung. 

In Bezug auf Baustoffe ist die Welt mit einem weiteren Problem konfrontiert: Die Mehrheit der Menschen verbraucht weltweit durchschnittlich stolze 38 t Baustoffe – in den „entwickelten“ Ländern sind es aber unfassbare 335 t. Wenn weltweit alle Menschen denselben Lebensstandard haben können sollen (und was wäre die Alternative?), muss die Baubranche ihre Materialauswahl radikal umdenken und offen für Innovationen sein [2].

Jetzt geht es darum, es besser zu machen. Deshalb gibt es Architects for Future. Wir haben uns im Demo-Sommer 2019 gegründet, als die Straßen voll waren von Menschen, die einen Wandel wollten. Fridays for Future und deren vielfältige Ableger haben die Menschen global für die Bedrohung durch den Klimawandel sensibilisiert. Da fehlte nur noch die Baubranche mit an Bord. Aus den ersten wenigen Mitgliedern wurden schnell mehr, es wurden Projekt- und Ortsgruppen gegründet und aus Chatgruppen wurden Organe und Vereinsstrukturen. Spätestens seit der Petitionskampagne Bauwende JETZT! nahm der Zustrom unglaublich an Fahrt auf. 

Es schien, dass viele Architekt:innen, Ingenieur:innen und viele andere Baubeteiligte frustriert waren von eintönigen Projekten, davon, innovative Ideen aufgrund wirtschaftlicher Sachzwänge nicht umsetzen zu können, sich ganz einfach Änderungen wünschten. Während manche diese triste Realität irgendwann resignierend, aber schulterzuckend angenommen haben, sagen wir: „Das können wir uns nicht länger leisten – und macht auch keinen Spaß.“ 

Was wir brauchen, sind mutige Entscheidungen. Und ja, weil dafür Mut nötig ist, fällt das oft nicht leicht. Doch dafür gibt es Abhilfe, und das ist die Gemeinschaft Gleichgesinnter. Wir haben 2021 schon viel erreicht. Neben der Petitionskampagne und diversen Kollaborationen gab es einige große Projekte, die auf große Resonanz gestoßen sind. Doch wir wollen noch mehr: Wir wollen, dass zirkuläres, radikal nachhaltiges Bauen der Status quo wird. Für dieses Ziel bleiben wir aktiv. Im Netz, auf dem Podium und auf der Straße. Was wir heute bauen, muss für die folgenden Generationen rückbaubar sein. Sehen wir zu, dass sie in den Gebäuden, die wir ihnen hinterlassen, etwas Nützlicheres finden als Futter für Mülldeponien.

Architects for Future Deutschland e.V.
www.architects4future.de

Literatur

  1. Bayerisches Landesamt für Umwelt (2022) Lebenszyklusanalyse mit Berechnung der Ökobilanz und Lebenszykluskosten [online]. München: LBB Bayern. https://www.lbb-bayern.de/fileadmin/quicklinks/Quick-Link-Nr-98300000-LfU-Gesamtstudie_Lebenszyklusanalyse.pdf
    [Zugriff am: 21. Feb. 2022]
  2. Krausmann, F. et al. (2017) Global socioeconomic material stocks rise 23-fold over the 20th century and require half of annual resource use in: Krausmann, F. et al. [eds.] Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 114, no. 8, pp. 1880–1885. doi.org/10.1073/pnas.1613773114