Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg Kategorie Materialeffizienz

Schrauben, Mörtel, Aluminiumstäbe – Ertüchtigung von Porenbetondächern für Photovoltaikanlagen

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg vergibt alle zwei Jahre den Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg. Der Preis soll für hervorragende und innovative Produkte und Verfahren in der Umwelttechnik verliehen werden. Der Umwelttechnikpreis Baden-Württemberg in der Kategorie Materialeffizienz geht 2023 an das Produkt Reinforce AC der Würth-Gruppe in Künzelsau. Staatssekretär Dr. Andre Baumann: „Schrauben, Mörtel, Aluminiumstäbe – mehr braucht es nicht, um ein Porenbetondach so zu ertüchtigen, dass es eine Photovoltaikanlage tragen kann.“ Mit dem Produkt Reinforce AC von Würth können bestehende Dächer aus Porenbeton nachträglich so verstärkt werden, dass sie anschließend über bis zu 80 % mehr Traglast verfügen. Tragfähige Dachflächen sind eine Grundvoraussetzung für die Ausstattung von Gebäuden mit Photovoltaikanlagen – und somit wichtig für die Energiewende. Reinforce AC von Würth sorgt dafür, dass Dächer mit wenig Aufwand aufgerüstet werden können.

Porenbetondächer erschweren Ausbau von Photovoltaik

Die Installation von Photovoltaikanlagen auf vorhandenen Dächern bringt die Energiewende voran und vermeidet neuen Flächenverbrauch. Doch die Anlagen sind schwer. Vor allem Industriebauten, die 25 Jahre oder älter sind, haben häufig Dächer aus Porenbeton, deren Tragfähigkeit nicht für den Aufbau einer PV-Anlage ausgelegt ist. Diese Dächer mussten bisher bei Bedarf rückgebaut und aus einem tragfähigeren Baustoff, wie Beton oder Stahl, neu konstruiert werden. Bei diesem Vorgehen fallen mehrere Tonnen an Bauschutt sowie neu produzierter Beton an.

Nachträgliche Verstärkung gegen Ressourcenverschwendung

Die Würth-Gruppe hat mit Reinforce AC ein System entwickelt, mit dem sich die Last auf die Dachfläche verteilen lässt. Das ist mittels Schrauben und eines Verfestigungsmörtels möglich, der in die Luftkapillaren des Porenbetons gepresst wird. Während die Schrauben bereits die vorhandene Bewehrung des Porenbetons unterstützen, werden mit ihnen an der Unterseite des Dachs GFK- oder Aluminiumstäbe verankert. Sie dienen als nachträgliche außenliegende Bewehrung und Biegezugverstärkung. So können bis zu 80 % zusätzliche Traglast auf das Dach gebracht werden. Reinforce AC wurde gemeinsam mit Toge Dübel, einem Tochterunternehmen der Würth-Gruppe, im Reinhold Würth Innovationszentrum Curio entwickelt.

Von der ZiE zur allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung

Die Lösung ist bereits am Markt verfügbar; Projekte erhalten jeweils eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE). Mit der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBT) wird bis Sommer 2024 gerechnet. „Das Besondere an unserer Verstärkungslösung ist, dass sie sich problemlos nachträglich und im laufenden Betrieb realisieren lässt. So sparen die Unternehmen erhebliche Kosten ein, weil sie kein neues Dach benötigen. Das System ist zudem ressourcenschonend, weil die einzelnen Produktbestandteile vollständig dem Wertstoffkreislauf wieder zuführbar sind“, so Thomas Klenk, Geschäftsführer bei Adolf Würth.

Jobs

ähnliche Beiträge

Nachhaltigkeit in der Tragwerksplanung

Ideensammlung Ingenieurkammer-Bau NRW soll Impulse für praktische Arbeit geben, um CO₂-Emissionen zu minimieren.

Pionierarbeit für nachhaltige Baumaterialien

NEST Podcast: Die Zukunft des Bauens mit Marianne Stähler, Geschäftsleiterin Ecobau e. V.

BIM-gestützte Nachhaltigkeitsbewertung bei Brückenbauwerken

Dissertation am KIT entwickelt Workflow zur teilautomatisierten Berechnung bauwerks- und verkehrsbedingter globaler Umweltwirkungen, Lebenszykluskosten und volkswirtschaftlicher Kosten einer Brückenvariante mithilfe von BIM.