Produktkategorieregeln für Photovoltaik-EPDs

IBU und Fraunhofer ISE kooperieren bei Forschungsprojekt

Das Institut für Bauen und Umwelt e. V. (IBU) begleitet als assoziierter Projektpartner das Zukunft-Bau-Forschungsprojekt PCR4PV, welches im Rahmen der Zukunft-Bau-Forschungsförderung unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE die Weiterentwicklung von Produktkategorieregeln (Product Category Rules, kurz PCR) für Umweltproduktdeklarationen (Environmental Product Declaration, kurz EPD) von PV-Anwendungen vorantreiben möchte. Das IBU und das Fraunhofer ISE kooperieren bei dem Forschungsprojekt insbesondere zur Erweiterung von bestehenden PCRs zur Erstellung von EPDs für die bauwerkintegrierte Photovoltaik (BIPV).

Übergeordnetes Anliegen des für 24 Monate angelegten Forschungsprojekts ist die Harmonisierung von PCRs für EPDs und Entwicklung von methodischen Ansätzen zur vollständigen ökologischen Bewertung von PV-Modulen, PV-Aufdachanlagen und BIPV über deren Lebenszeit. Das IBU übernimmt als assoziierter Projektpartner die projektbegleitende Beratung, die Erstveröffentlichung der entwickelten PCR als auch die Entwicklung und Verifizierung einer durchschnittlichen industriellen EPD durch eine dritte Partei.

Forschungsauftrag schließt Definitionslücken und bildet Szenarien ab

Konkretes Ziel des Projekts ist die Entwicklung erweiterter Produktkategorieregeln für Umweltproduktdeklarationen für EPDs von PV-Modulen sowie deren Anwendungen in PV-Aufdachanlagen und bauwerkintegrierten PV-Anlagen. Die PCR sollen es Herstellern zukünftig ermöglichen, Umweltinformationen für diese Produkte durch EPDs objektiv und umfassend zu deklarieren und zugleich die Anforderungen der sich gerade im Entwicklungsprozess befindlichen EU-Gesetzgebung EcoDesign und des Typ-1- Umweltzeichens Electronic Product Environmental Assessment Tool (EPEAT) zu erfüllen.

Neben den Auswirkungen der PV-Modulproduktion liegt der Fokus auf der Nutzungsphase und der Systembilanz. Zu Letzterer gehören diejenigen Systemkomponenten, die zusätzlich zu den PV-Modulen für eine PV-Anlage benötigt werden. Durch die Stromproduktion während der Nutzungsphase können PV-Anlagen ihre herstellungsbedingten Umweltauswirkungen überkompensieren, was sie von den meisten anderen Produkten unterscheidet. Der Stromertrag und folglich auch die Umweltauswirkungen des Lebenszyklus von PV-Systemen werden von verschiedenen Parametern beeinflusst. Die hier erarbeiteten PCR stellen Methoden für die ökologische Bewertung von sowohl PV-Modulen selbst als auch für PV-Aufdachanlagen und BIPV-Anlagen (Dach und Fassade) bereit.

Die Forschungsarbeit schließt Definitionslücken von bereits bestehenden PCRs auf der PV-Modul- und Systemebene. Die PCR in diesem Projekt werden für zwei Szenarien anwendbar sein: 1) jeweils als produktspezifische PCR unter standardisierten Bedingungen (PV-Modul und -System), 2) als nutzungsspezifische PCR für die Bewertung einer konkreten Installation (PV-System). Das erste Szenario erlaubt einen herstellerübergreifenden Vergleich ohne Kenntnis einer konkreten Nutzung, das zweite die Ableitung der realen Umweltauswirkungen in einer konkreten Anwendungssituation.

Vor der Veröffentlichung der PCR ist durch Fraunhofer ISE und das IBU eine offene Konsultation mit den für EPDs von PV-Produkten und (integrierten) PV-Anlagen ausgewählten Akteuren aus Industrie und Wissenschaft geplant, um die Ergebnisse zu verbreiten und einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Der Ergebnistransfer erfolgt v. a. über die Erstveröffentlichung der entwickelten PCR in der EPD-Datenbank ÖKOBAUDAT.

Relevanz der Daten für das nachhaltige Bauen

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wird der Nachhaltigkeit von Gebäuden und der damit verbundenen ökologischen Bewertung eine hohe Priorität beigemessen. Hierbei spielen Zertifizierungssysteme wie das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) eine bedeutsame Rolle.

Die ökobilanzielle Betrachtung von Gebäuden und Bauwerken ist im europäischen Ausland teilweise schon gesetzlich vorgeschrieben, in Deutschland wurde nun mit dem QNG-Siegel erstmals eine öffentliche Förderung von nachhaltigen Gebäuden installiert. Um die Anforderungen dieser Förderungen zu erfüllen, ist es wichtig, alle Umweltwirkungen der einzusetzenden Produkte über den gesamten Lebenszyklus erfassen zu können. Hierbei ist bedeutsam, dass diese Umweltwirkungen auf anerkannten und abgestimmten Regeln berechnet werden.

Die öffentliche Datenbank dafür (ÖKOBAUDAT) verfügt bisher nicht über Daten für die im Projekt gewählten Produktgruppen PV-Modul, PV-Aufdachanlage und BIPV-System.

Gebäudetechnik als Zukunftsfeld für EPDs

Während für die Gebäude-Ökobilanz die zugrunde liegenden Produktdaten in Form von EPDs bereits gelebte Praxis für Baustoff-, Bauprodukt- und Baukomponentenhersteller sind, werden am Markt zunehmend auch Ökobilanzdaten der TGA relevant. Das IBU veranstaltet dazu online am 10. Juli 2024 einen Auftakt-Round-Table unter dem Titel Let’s Talk TGA & EPD und lädt alle Interessierten zur Teilnahme ein.

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