Wie lässt sich die Holzbauquote steigern?

Die Holzbauquote ist in Deutschland v. a. bei Mehrfamilienhäusern und Nichtwohngebäuden noch sehr gering. Die Auftaktveranstaltung der Holzbauinitiative der Bundesregierung Anfang Oktober 2023 beschäftigte sich vor diesem Hintergrund mit der Frage, wie der Bau mit Holz in Deutschland gefördert werden kann. Bundesingenieurkammer und Bundesarchitektenkammer sind Kooperationspartner der Initiative. Der Präsident der Bundesingenieurkammer, Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, macht deutlich: „Wir haben bereits viele Leuchtturmprojekte beim Holzbau. Wir müssen den Holzbau nun in die Breite bringen. Dafür müssen Planende noch intensiver Bauherren beraten und aufzeigen, was mit Holz möglich ist. Und ganz wichtig – das Interesse am Holzbau wecken.“

Tiefergehendes Wissen fördern

Die planenden Berufe haben, wenn es um den mehrgeschossigen und großvolumigen Holzbau geht, in den letzten Jahren Pionierarbeit geleistet. Nicht selten mussten sie Vorbehalte auf Bauherrenseite ausräumen und Kreativität und Mut im Umgang mit einer holzbauwidrigen Regulierung beweisen. Vor allem Architekten und Ingenieure sind dabei gefragt. Gerade der mehrgeschossige Holzbau stellt hohe technische und planerische Anforderungen. Hier braucht es entsprechende Kenntnisse bei Werk- und Montageplanung, Brandschutz und Bauphysik. Weitere Themenfelder sind die Serienfertigung in der Entwurfsplanung, Kaskadennutzung und Kreislaufwirtschaft sowie die Anwendung von BIM oder Nachhaltigkeitsaspekte bei der Planung. Dieses Wissen muss gefördert werden.

Mehr Innovationen werden benötigt

In den letzten 20 Jahren hat sich der Holzbau, gemessen an seinen Möglichkeiten, zu langsam entwickelt. Der nachwachsende Baustoff Holz ist ein wichtiger Aspekt des nachhaltigen Bauens. Für die Kreislauffähigkeit bietet Holz durch die Wiederverwendung ganzer Bauelemente – bspw. durch zimmermannsmäßige Verbindungen – großartige Möglichkeiten. Die planenden Berufe können und sollten hier die Innovationstreiber sein. In einem nächsten Schritt sind Festlegungen von Standards bei Wandstärken und Trägerhöhen bei Planung und Vorfertigung hilfreich, vergleichbar zum Massiv- oder Stahlbau.

Vergabeverfahren nachjustieren

Eine weitere Hürde stellt das aktuell wenig kooperative Vergabeverfahren dar. Aufgrund des hohen Abstimmungsbedarfs bei der Holzbauweise sind kooperative Vergabe- bzw. Kooperationsmodelle vorteilhaft und sollten noch weiter in der Praxis erprobt werden. Auf Basis der so gewonnenen Erkenntnisse kann dann die Anpassung des Vergaberechts erfolgen.

Anpassung von HOAI und Leistungsphasen

Wenig förderlich für den Holzbau erweist sich die Honorarordnung der Architekten und Ingenieure (HOAI), die sich in den definierten Leistungsphasen an der konventionellen Bauweise orientiert. Der Holzbau erfordert vorgefertigtes Bauen und bringt einen anderen Planungsprozess mit sich. Damit es nicht zu Verzögerungen bei der Planung und Umsetzung kommt, wäre es sinnvoll, einige in der HOAI definierten Leistungen vorzuziehen bzw. parallel zu bearbeiten.

Kammern sind Multiplikatoren

Für die kammergeführten planenden Berufe werden Fort- und Weiterbildungsangebote rund um das Thema Holzbau an Relevanz gewinnen. Schon jetzt gibt es ein breites Angebot an Seminaren und Lehrgängen, die sich mit Holzbau beschäftigen. Mit dem absehbar steigenden Bedarf an Holzbauwissen werden die Architekten- und Ingenieurkammern dieses entsprechend ausbauen und weiterentwickeln.

Ein Angebot, das es bereits gibt, ist bspw. Auf Holz bauen, die Bildungsoffensive der Planerinnen und Planer in Baden-Württemberg: www.aufholzbauen.de

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